Venezuela / Politik

Massenproteste von Opposition und Regierung in Venezuela

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Demonstrationszug der Opposition in Richtung Zentrum auf der Stadtautobahn Francisco Fajardo in Caracas
Demonstrationszug der Opposition in Richtung Zentrum auf der Stadtautobahn Francisco Fajardo in Caracas

Caracas. In Venezuela ist es am Mittwoch im Zuge von Massenprotesten der Opposition gegen die linksgerichtete Regierung von Präsident Nicolás Maduro zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen. Berichte über zwei Tote bei den Demonstrationen sind allerdings strittig: Lokale Medien traten der Darstellung entgegen, Regierungsgegner seien erschossen worden. Dies war von der Opposition behauptet worden.

Präsident Maduro sprach seinerseits von einem Putschversuch der Regierungsgegner und rief zu entschiedenem Widerstand auf. Am Dienstagabend hatte Maduro bereits den "Plan Zamora" in Kraft gesetzt. Das Protokoll sieht militärische, politische und zivile Maßnahmen zur Stärkung der nationalen Sicherheit vor. In diesem Zusammenhang würden Soldaten und die bis zu 500.000 Milizionäre im ganzen Land mobilisiert, hieß es seitens der Regierung.

Die Opposition fordert seit geraumer Zeit Neuwahlen. Sie macht Maduro für die schwere politische und ökonomische Krise des Landes mit den größten Ölreserven verantwortlich, ohne jedoch den enormen Verfall des Erdölpreises zu erwähnen. Ihre Proteste blockierten am Mittwoch zahlreiche Hauptverkehrsadern in Caracas.

Das Datum hatte Symbolcharakter: Der 19. April ist in Venezuela "Tag der Unabhängigkeit" und damit Nationalfeiertag. Am 19. April 1810 war der von Spanien eingesetzte Generalkapitän Vicente Emparán abgesetzt worden. Dies gilt als erster Schritt im Unabhängigkeitskrieg gegen die spanischen Kolonialisten. Für die Opposition war der konkrete Anlass der Proteste zudem, dass Maduro, der das politische Erbe des 2013 verstorbenen Hugo Chávez angetreten hatte, am Mittwoch vier Jahre im Amt war.

Die Zahlen der Demonstrationen waren unklar. Internationale Medien berichteten vor allem über die Proteste der Opposition, deren Teilnehmerzahl sie auf mehrere zehntausend bezifferten. Bilder aus venezolanischen Medien zeigen eher spärlich besuchte Protestzüge eines Sternmarsches der Opposition und Massenproteste der Chavisten. Die regierungsnahe Nachrichtenseite Resumen Latinoamericano spricht von über drei Millionen Teilnehmern bei den Märschen der Regierungsanhänger.

Unklarheit herrschte auch über die Hintergründe zweier Todesopfer. Ein 19-Jähriger war in Caracas von einer Kugel getroffen worden. Familienangehörige traten der Darstellung der Opposition entgegen, der junge Mann sei von bewaffneten Chavisten gezielt erschossen worden, weil er Regierungsgegner gewesen sei. "Die Familienangehörigen bekräftigten, dass er nicht an der oppositionellen Demonstration teilgenommen hat, sondern ermordet wurde, weil die Täter sein Motorrad stehlen wollten", berichtet die Tageszeitung Últimas Noticias.

In der Andenstadt San Cristóbal wurde eine 24-Jährige von einem Schuss am Kopf getroffen und verstarb wenig später. Ein der Opposition angehörender Verdächtiger wurde deshalb bereits verhaftet. Wie der Vize-Präsident der Sozialistischen Partei, Diosdado Cabello berichtet, eröffnete der Mann das Feuer auf eine Gruppe, die er für Chavisten hielt. Laut dem Gouverneur von Táchira, José Gregorio Vielma Mora, habe er aus seiner Wohnung heraus geschossen, dabei sei die junge Frau tödlich getroffen worden.

Auch ein Angehöriger der Sicherheitskräfte kam am Mittwoch ums Leben: Beim Versuch, die Straßensperre einer oppositionellen Gruppe in San Antonio de Los Altos im Bundesstaat Miranda zu beseitigen, wurden Nationalgardisten beschossen, dabei wurde ein Gardist tödlich getroffen, ein weiterer verletzt. In Caracas wurden mindestens 19 Polizisten durch Wurfgeschosse verletzt, darunter neun Frauen.

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