Venezuela / Politik / Militär

Vermehrt Angriffe auf militärische Einrichtungen bei Protesten in Venezuela, Angriff mit Helikopter

venezuela_proteste_demonstrationen_militaerbasis_kaserne_angriffe_armee_militaer_verteidigungsminister_warnung.jpg

Demonstrant vor der Militärbasis Carlota in Venezuela mit ausgerissenem Gitter
Demonstrant vor der Militärbasis La Carlota in Venezuela mit ausgerissenem Teil des Außengitters

Caracas. Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López hat öffentlich vor zunehmenden Aggressionen gegen militärische Einrichtungen durch Demonstranten gewarnt. In den vergangenen Tagen hatten Vermummte bei Protesten wiederholt Gebäude der Nationalen Bolivarischen Streitkräfte (FANB) angegriffen.

"Militäreinrichtungen anzugreifen, stellt einen Affront gegen die FANB und ihre Ehre dar", schrieb Padrino López auf dem Kurznachritendienst Twitter. Solche Taten würden auf jene zurückfallen, die sie begehen, und breite Ablehnung in der Bevölkerung hervorrufen.

Die größten Auseinandersetzungen gab es vergangenen Samstag bei der Luftwaffenbasis La Carlota im Osten der Hauptstadt Caracas, nachdem das Oppositionsbündnis Tisch der Demokratischen Einheit (MUD) in der Nähe eine Kundgebung gegen die Regierung abgehalten hatte. Eine Gruppe Demonstranten zerstörte dabei Absperrzäune und beschoss die Militäreinrichtung mit Feuerwerk und Steinen.

Padrino López rief die Sicherheitskräfte und die Armee indes zu Besonnenheit und Zurückhaltung auf. Die Angehörigen der Streitkräfte sollten sich nicht provozieren lassen, so der Verteidigungsminister.

Der Minister für Inneres, Justiz und Frieden, Néstor Reverol, warnte die Demonstranten derweil, sie könnten von der Militärjustiz zur Rechenschaft gezogen werden. Auf seinem Twitter-Konto zitierte er Artikel 552 des Gesetzes über die Militärgerichtsbarkeit, wonach die "Zerstörung von Kasernen oder anderen militärischen Einrichtungen" von Militärgerichten abgeurteilt und mit Gefängnisstrafen zwischen acht und 16 Jahren bestraft wird.

Doch nicht nur das Militär wird zunehmend zum Ziel von gewaltsamen Angriffen bei Antiregierungsdemonstrationen. Im westlichen Bundesstaat Táchira zündeten am vergangenen Freitag vermummte Personen den örtlichen Sitz der Ombudsstelle für Bürgerrechte an. Zuvor waren bei den seit April andauernden Ausschreitungen von oppositionellen Gruppen bereits Niederlassungen der Ombudsstelle in sieben weiteren Bundesstaaten gezielt angegriffen und beschädigt worden.

In Caracas soll es indes sogar einen Granatenangriff aus einem Hubschrauber der Kriminalpolizei CICPC auf das Gebäude des Obersten Gerichtshofs gegeben haben. Präsident Maduro sprach im staatlichen Fernsehsender VTV von einem "terroristischen Putschversuch". Der Sitz des Gerichts liegt im historischen Stadtkern von Caracas in der Nähe mehrerer Regierungsgebäude, darunter der Präsidentenpalast Miraflores.

Laut Maduro wurde der Hubschrauber entführt und von Regierungsgegnern zu der Attacke genutzt. Der Pilot habe von einem "Angriff auf die Tyrannei" gesprochen, auf einem Transparent am Helikopter habe "Freiheit" und "350" gestanden, in Anspielung auf den entsprechenden Artikel der Verfassung, der das Recht auf Rebellion definiert, berichtet die regierungskritische Tageszeitung El Nacional.

Später teilte Informationsminister Ernesto Villegas mit, dass von dem Helikopter 15 Schüsse aufs Innenministerium abgefeuert worden seien. Danach sei er zum Obersten Gerichtshof weitergeflogen, dort seien vier Granaten fallengelassen worden. Eine der Granaten sei demnach nicht explodiert. Den Angaben zufolge habe es keine Verletzten gegeben.

Wenn Sie über diesen Artikel mitdiskutieren wollen, nutzen Sie bitte die Kommentarfunktion auf unserer Facebook-Seite oder folgen Sie einfach diesem Link