Uruguay / Soziales

Starke Zunahme von Suizidfällen in Uruguay

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2016 wurden in Uruguay 709 Selbstmorde registriert. Das bedeutet eine Rate von 20,37 pro 100.000 Einwohner
2016 wurden in Uruguay 709 Selbstmorde registriert. Das bedeutet eine Rate von 20,37 pro 100.000 Einwohner

Montevideo. In Uruguay hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren die Zahl der Suizide verdoppelt. Am 16. Juli informierte das Gesundheitsministerium über die Zahlen des vergangenen Jahres. 2016 wurden demnach 709 Fälle registriert. Das bedeutet eine Rate von 20,37 pro 100.000 Einwohner. Nur in den Jahren der schweren Wirtschaftskrise 2001/2002 war diese knapp höher. Damit hat Uruguay eine der höchsten Selbsttötungsraten Lateinamerikas.

Nach Einschätzung der Gesundheitsstaatssekretärin Cristina Lustemberg bringen die Zahlen eine weltweite Tendenz zum Ausdruck: Jährlich sterben zwischen 800.000 und einer Million Menschen unter diesen Umständen. Insgesamt haben die Suizidraten in den letzten 45 Jahren global um 60 Prozent zugenommen.

In Uruguay sind Männer davon stärker betroffen: 78 Prozent der Fälle betreffen Männer, nur 22 Prozent Frauen. Die am meisten gefährdeten Altersgruppen sind junge Menschen zwischen 15 und 29 Jahren und die Jahrgänge ab 65. In den abgelegenen ländlichen Gegenden ist diese Todesursache weit häufiger als in der Hauptstadt Montevideo, die einsame Küstengegend im Nordwesten des Landes steht mit 34 pro 100.000 Einwohnern an erster Stelle.

Dem Problem wird in der Gesellschaft schon seit vielen Jahren mit erhöhter Aufmerksamkeit begegnet. In den Kommunalen Stadtteilzentren gibt es seit Kurse zur Vorbeugung und Beratung, Selbsthilfegruppen sind eingerichtet. Gefährdete können über anonyme Telefongespräche Hilfe suchen. Im Landesinnern werden Aufklärungsgespräche in Schulen, sozialen Zentren und Altersheimen durchgeführt.

Polizisten, Feuerwehrleute und das Personal im Gesundheitswesen machen Vorbereitungskurse, um auf Suizidsituationen professionell reagieren zu können. Lehrer lernen, wie sie bei Jugendlichen eine Gefährdung rechtzeitig erkennen können. Im Fernsehen und in Radiosendungen werden Werbespots ausgestrahlt, die vom Freitod abhalten sollen. Das Gesundheitsministerium hat dieses Jahr ein kostenloses Nottelefon rund um die Uhr eingerichtet.

Im Gesundheitswesen müssen diese gefährdeten Personen besonders beobachtet und betreut werden. Patienten, die in irgendeiner Form als depressiv auffallen oder unter Drogen stehen, können eine psychoterapeutische Behandlung mit günstiger Beitragsfinanzierung erhalten. Das gilt auch für Familienangehörige von Opfern.

Die Ursachen dafür, dass Uruguay mit diesem Phänomen regional weit vorn steht, sind bis jetzt nicht geklärt. Hohe Armutsraten und soziale Konflikte sind in den Nachbarländern in weit größerem Ausmaß vorhanden. Als mögliche Erklärungen reicht dies offenbar nicht aus.

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