Guatemala / Soziales

Beweisaufnahme zum Brand in Kinderheim in Guatemala kurz vor Abschluss

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Gedenkfeier am 8. August 2017 für die 41 im Kinderheim verbrannten Mädchen, die Überlebenden und ihre Familien.
Gedenkfeier am 8. August 2017 für die 41 im Kinderheim verbrannten Mädchen, die Überlebenden und ihre Familien.

Guatemala-Stadt. Fünf Monate nach dem Tod von 41 Mädchen in einem Kinderheim unweit  von Guatemala-Stadt soll die Beweisaufnahme abgeschlossen werden.

Nach der Flucht von über 100 Kindern und Jugendlichen aus dem Kinderheim Hogar Seguro de Maria de Asunción am 7. März wurden diese mit einem Großaufgebot von der Polizei wieder eingefangen. 56 der 13- bis 17-jährigen Mädchen wurden abends in einen kleinen Schulraum, ohne Essen und Trinken eingesperrt. Gegen zwei Uhr morgens setzte  ein Mädchen eine Matratze in Brand, um den Toilettengang zu erzwingen. Die den Raum bewachenden Polizisten öffneten jedoch die Türe nicht. 41 Mädchen verbrannten.

Eine Woche danach wurden der Heimleiter, der Direktor und die für Kinderschutz zuständige Vizechefin der präsidentiellen Wohlfahrtskommission festgenommen. In den vergangenen Monaten legte die Staatsanwaltschaft verschiedene Beweise vor. Die Festgenommenen hätten von den unmenschlichen Bedingungen, unter denen die 56 Jugendlichen eingesperrt wurden, gewusst und sie sogar befohlen. Der Heimleiter Santos Torres erklärte bei der Anhörung von letzter Woche, dass am Abend des Brandes im Kinderheim fünf Berater des Präsidenten im Heim anwesend waren und verlangten, das Polizeiaufgebot mit Soldaten zur Bewachung der Jugendlichen zu verstärken. Die Berater und der Direktor der Wohlfahrtsbehörde hätten ihn nicht angehört, als er gebeten hatte, die Mädchen ins Gerichtsgefängnis zu bringen.
Eines der überlebenden Mädchen erklärte vor Gericht, dass die Polizisten lachten, sie filmten und zusahen, wie sie verbrannten.

In der Zwischenzeit haben auch verschiedene Familienangehörigen Anzeigen erstattet, da sie seit längerem von den unhaltbaren Zuständen im Heim wussten und ihre Klagen nicht aufgenommen wurden. Außerdem haben FamilienÜberreste erhalten, die nicht ihre Tochter war. Auch erhalten die überlebenden Mädchen und Familienangehörigen bis heute weder Unterstützung, noch psychische und medizinische Betreuung durch die Wohlfahrtsbehörde.

Bis jetzt sind die direkt Verantwortlichen wie die Polizisten, welche die Türe nicht öffneten, und weitere Vergehen im Herim wie sexuelle Sklaverei, Misshandlung und Nötigungen der Kinder und Jugendlichen noch nicht Bestandteil der Anklage, obwohl dies von verschiedenen Nebenklägern gefordert wird. Die Regierung von Präsident Jimmy Morales ist durch dieses Ereignis unter Druck geraten, auch weil keine Informationen zur Situation der Kinder und Jugendlichen im Heim Maria de la Asunción veröffentlicht werden.

Das Netzwerk der traditionellen, feministischen kommunalen Heilerinnen prangert regelmäßig in einer Maya-Zeremonie auf dem Hauptplatz in Guatemala-Stadt die "Verschleierungstaktik der staatlichen Behörden" an, so auch am 8. August, dem 5. Monatstag des Brandes im Kinderheim. Daran nehmen Angehörige von verstorbenen Mädchen, Überlebende und Interessierte teil. Es wird der Toten und Überlebenden gedacht. Auch Vertreterinnen der Menschenrechtsgruppe "Mütter der Plaza de Mayo" aus Argentinien sind anwesend.

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