Chile / Menschenrechte

Therapeutischer Schwangerschaftsabbruch in Chile legalisiert

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Frauen in Chile protestieren gegen das Abtreibungsverbot mit diesem Transparent: "Abtreibung: Wir gebären, wir entscheiden"
Frauen in Chile protestieren gegen das Abtreibungsverbot mit diesem Transparent: "Abtreibung: Wir gebären, wir entscheiden"

Santiago. Das chilenische Verfassungsgericht hat grünes Licht für ein Gesetz zur therapeutischen Abtreibung gegeben, das am 3. August mehrheitlich im Kongress beschlossen worden war. Die Verabschiedung des Gesetzes gilt als historische Entscheidung, denn bisher gehört Chile zu den sechs Ländern weltweit, in denen Abtreibung strikt verboten ist. Nach dem neuen Gesetz ist ein Schwangerschaftsabbruch unter drei Bedingungen erlaubt: Wenn der Fötus nicht überlebensfähig, wenn das Leben der Mutter gefährdet und wenn die Schwangerschaft die Folge einer Vergewaltigung ist.

Das rechts-konservative Oppositionsbündnis Vamos Chile stimmte trotz dieser immer noch restriktiven Regelung geschlossen gegen den Gesetzesentwurf. So verlautbarte der ehemalige chilenische Präsident und aktuelle Präsidentschaftskandidat für Vamos Chile, Sebastian Piñera, er werde "immer für den Schutz des ungeborenen Lebens stimmen, das am unschuldigsten und schutzlosesten ist".

Für Präsidentin Michelle Bachelet gilt die Verabschiedung als politischer Sieg, denn die Legalisierung des therapeutischen Schwangerschaftsabbruchs war eines der Kernanliegen ihres politischen Programms. "Die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs unter diesen drei Bedingungen ist eine Grundlage für den Schutz und die Würde jeder unserer Mitbürgerinnen", so Bachelet am Montag nach dem Beschluss des Verfassungsgerichts. Umfragen zufolge befürworten mehr als 70 Prozent der Chileninnen und Chilenen das Gesetz.

Dem Beschluss gingen jahrelange öffentliche und parlamentarische Debatten voraus. Verschiedene Kampagnen von feministischen Gruppen und Frauen- sowie Menschenrechtsorganisationen fordern seit langer Zeit die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs. Das Aktionsbündnis für die Legalisierung der Abtreibung feierte das Gesetz als "historischen Meilenstein, der eine Antwort auf die Kämpfe der Feministinnen, Frauen und Menschenrechtsorganisationen ist". Allerdings sehen sie darin keinen Endpunkt im Kampf für legale Abtreibung, sondern nur einen Schritt in die richtige Richtung, denn das Recht auf körperliche Selbstbestimmung der Frauen werde in dem Gesetz nicht anerkannt.