Weltweites Treffen zu Solidarischer Ökonomie in Argentinien

Rund 400 Teilnehmende aus 25 Ländern diskutierten über Praktiken der Selbstverwaltung. Dem Kapitalismus solle eine solidarische Alternative entgegengesetzt werden

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Erstes Panel im Theater von Pigüé zur politischen und ökonomischen Analyse des globalen Kapitalismus
Erstes Panel im Theater von Pigüé zur politischen und ökonomischen Analyse des globalen Kapitalismus

Buenos Aires/Pigüé. Ein internationales Treffen von diversen Belegschaften, Initiativen und Einzelpersonen der solidarischen Ökonomie hat vergangene Woche in Argentinien stattgefunden. Die etwa 400 Teilnehmehmenden kamen aus 25 Ländern, darunter China, Mexiko, Südafrika und den USA und diskutierten unter dem Motto "Die Ökonomie der Arbeiterinnen und Arbeiter" über Probleme, Praktiken und Strategien der Selbstverwaltung, wie auch über die Frage der politischen Zielsetzung einer solchen Vernetzung als Alternative zum Kapitalismus.

Das Treffen wurde 2007 durch die philosophische Fakultät der Universität von Buenos Aires angestoßen und hat sich zu einem zentralen Ort des Austauschs für selbstverwaltete Unternehmen, Gewerkschaften und Aktivisten mit Bezug zur Solidarischen Ökonomie entwickelt. Hieraus entstand eine Vernetzung die sich seither stetig trifft und vergrößert. Abwechselnd finden kontinentale und weltweite Treffen statt. Laut den Statements zum Auftakt ist es den Organisatoren wichtig, mit dieser Plattform dem Kapitalismus, der prekäre Beschäftigung, Ausbeutung und Armut produziere, eine solidarische Alternative entgegenzusetzen und öffentlich zu diskutieren.

Während des Kongresses, der in Pigüé und Buenos Aires stattfand, gab es Besichtigungen von selbstverwalteten Unternehmen, Podiumsveranstaltungen, Workshops und gemeinsame Plena; darunter beispielweise eine Podiumsdiskussion zur politischen und ökonomischen Analyse des gegenwärtigen globalen Kapitalismus. Hier berichteten und diskutierten Wissenschaftler sowie Aktivisten über die verschiedenen Ausprägungen und nationalen Besonderheiten insbesondere im Hinblick auf selbstverwaltete Arbeitsstätten und Arbeiterkämpfe. Workshops zur Frage der Stellung von Frauen in selbstverwalteten Betrieben und Arbeitskämpfen wurden durchgefǘhrt. Dort sprachen Frauen aus China über ihre Arbeitskämpfe, Gewerkschafterinnen aus Frankreich über ihren Ansatz, wie sie Frauen in Betrieben und Arbeitskämpfen unterstützen. Frauen aus Mexiko äußerten die Überzeugung, dass die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung nur abgeschafft werden könne, wenn selbstverwaltete Betriebe dies praktisch versuchen und öffentlich veranschaulichen.

Einigkeit herrschte auf dem Abschlussplenum darüber, dass Südamerika und speziell Argentinien ein guter Austragungsort sei, da der Regierungswechsel dort vor eineinhalb Jahren als eine Zuspitzung der ohnehin schon prekären Beschäftigungs- und Lebensverhältnisse gesehen wird. Nach zwölf Jahren peronistischer und arbeitnehmerfreundlicher Kirchner-Regierung hat im Jahr 2015 ein Wechsel hin zu einer konservativ-neoliberalen und arbeitgeberfreundlichen Politik stattgefunden. Folge davon sei eine zunehmende Inflation, die Entlassung vieler Angestellten und die Ausdehnung informeller Lohnarbeit. Außerdem gibt es in Argentinien eine Vielzahl selbstverwalteter Arbeitsstätten auf dem Land und in der Stadt. Das Treffen fand in einer selbstverwalteten Textilfabrik in Pigüé statt, die sich die Belegschaft im Jahre 2004 als Reaktion auf Umstrukturierungen im Zuge der Krise Argentiniens von 2001 angeeignet hatte. Heute arbeiten hier 130 Menschen nach den Prinzipien der solidarischen Ökonomie in Selbstverwaltung zusammen.

Das Abschlussplenum des Treffens sah es als notwendig an, der Regierungspolitik von Präsident Mauricio Macri eine solidarische und gemeinsame Alternative entgegen zu setzten, die versucht bedürfnisorientiert und fair zu wirtschaften und zu arbeiten.