Ausstellung von Landtiteln an Vertriebene im Süden von Kolumbien

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Nach 16 Jahren haben 155 Familien im Department Putumayo, Kolumbien, Landtitel erhalten
Nach 16 Jahren haben 155 Familien im Department Putumayo, Kolumbien, Landtitel erhalten

Mocoa, Kolumbien. Der kolumbianische Staat hat 155 Familien im armen, an der Grenze zu Ecuador gelegenen Department Putumayo Landtitel ausgestellt. Seit 16 Jahren kämpfen die Vertreibenden für ihre Anerkennung als Landbesitzer.

Die vergangenen Woche übergebenen Titel betreffen die marginalisierte, bisher nicht legal anerkannte Siedlung Nueva Esperanza in einem Vorort der Hauptstadt Mocoa, die von vertriebenen Familien unterschiedlicher Regionen seit 2001 mit einfachen Mitteln selbst errichtet worden ist. Alle Familien waren vor dem bewaffneten Konflikt und der Gewalt in ihren Heimatorten geflohen, viele aus Putumayo, andere aus den angrenzenden Departments Caquetá und Huila.

Von 1997 bis zum 1. August 2017 sind alleine in Putumayo 135.556 Personen als Vertriebene registriert und damit als Opfer des Konflikts anerkannt worden. Der hauptsächliche Aufnahmeort der Region ist Mocoa mit zurzeit 38.030 erfassten Personen. Die Zahl der nichtregistrierten Vertriebenen ist vermutlich wesentlich höher. Die Meisten leben in prekären Siedlungen außerhalb des Stadtkerns. Nueva Esperanza ist eine davon und umfasst 25 Hektar, die von 260 Familien (rund 1.310 Personen) bewohnt werden.

Nueva Esperanza ist nun der erste Fall der Anerkennung von Landtiteln im Department. Damit wird erstmals definiert, dass Vertriebene nicht an ihren ursprünglichen Wohnort zurückkehren müssen, sondern die seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten bewohnte Parzelle beanspruchen können. Die Anerkennung ist das Resultat von mehrjährigen Protesten und Mobilisierungen der Bevölkerung und führt vor allem dazu, dass die Anwohner vor erneuter Vertreibung geschützt sind. Zudem haben sie damit formal Recht auf den Anschluss der Siedlung an die städtische Infrastruktur, also an den öffentlichen Nahverkehr, Abwasser und Müllentsorgung, Strom- und Gesundheitsversorgung. Außerdem ist der Titel die Grundlage, um an sozialen Programmen für Arme teilzunehmen.

Einer der Sprecher der Anwohner sagte, dass sie stolz seien, endlich rechtmäßige Besitzer des von ihnen bewohnten und bewirtschafteten Landes zu sein. Seit 16 Jahren habe er davon geträumt und dafür gekämpft, dass es Realität werde.

Allerdings ist der Fall von Nueva Esperanza ein seltenes Beispiel in Kolumbien. In den meisten Fällen der beim Amt für Opferentschädigung (URV) gemeldeten Personen gibt es jahrzehntelange Verzögerungen bereits bei der Anerkennung des Opferstatus, nicht zu reden von der Auszahlung der Wiedergutmachung. Der soeben abgesetzte Amtsleiter Alan Jara war immer wieder heftig in die Kritik geraten, weil er die Prozesse aufgeschoben hatte. Opferorganisationen deckten mehrere Fälle auf, in denen die rechtmäßigen Anerkennungen nicht ausgeführt worden waren. Jedoch gab es auch in Fällen von bereits anerkannten Forderungen keine Auszahlungen beziehungsweise Umsetzung der Entschädigung. Besonders wurde Jara dafür kritisiert, Formen der kollektiven Entschädigung nicht auszuführen.

Am 2. Juni 2016 hatte Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos den Kandidaten Jara gerade auch wegen seiner eigenen Betroffenheit als beste Option für dieses Amt ausgewiesen, da er am eigenen Leib Gewalt erfahren habe. Er war sieben Jahre in Gefangenschaft der Farc-Guerilla gewesen.