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Proteste in Argentinien gegen den Einsatz von Glyphosat

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Einwohner von San Pedro in Argentinien protestieren gegen den Einsatz von Glyphosat
Einwohner von San Pedro in Argentinien protestieren gegen den Einsatz von Glyphosat

San Pedro, Argentinien. Bewohner der Kleinstadt San Pedro in der nordöstlichen argentinischen Provinz Misiones haben gegen das Versprühen des Produkts Round Up der US-Firma Monsanto durch die Stadtregierung demonstriert. Bürger der Stadt nahmen die Eröffnung des neuen Krankenhauses zum Anlass, ihre Kritik am Einsatz des Herbizids gegenüber den verantwortlichen politischen Entscheidungsträgern, darunter Gouverneur Hugo Passalacqua und Umweltministerin Verónica Derna, zu äußern.

Die Stadtregierung von San Pedro begann vor eineinhalb Jahren mit dem Einsatz des Produkts, dessen Hauptbestandteil Glyphosat ist. "Die Regierung setzt diese giftige und krebserregende Chemikalie täglich auf den Gehsteigen vor unseren Häusern und Schulen zur Unkrautvernichtung ein, vermeintlich um damit Dengue zu bekämpfen", heißt es seitens der Organisatoren des Protests. Ein Stadtbewohner berichtete, er habe Mitarbeiter der Stadtverwaltung "mit den typischen Tanks für Round Up" dabei beobachtet, wie sie sogar den Eingang zur Grundschule mit der Chemikalie besprühten. "Viele Nachbarn beschwerten sich, da dadurch auch Pflanzen auf ihrem eigenen Grundstück zugrunde gingen."

In der Provinz Misiones wird der Einsatz von Agrochemikalien durch das Gesetz 2980 geregelt, für dessen Durchsetzung das Umwelt-Ministerium verantwortlich ist. Das Gesetz verbietet den Gebrauch von Chemikalien, die "nach aktuellem Erfahrungsstand der Wissenschaft zellverändernde, krebserregende oder Fehlbildungen verursachende Wirkung haben". Die Internationale Agentur für Krebsforschung, eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation, stufte Glyphosat im Jahr 2015 als "möglicherweise oder wahrscheinlich krebserregend" ein.

Round Up ist der Markenname eines seit den 1970er Jahren weltweit vertriebenen, auf der Chemikalie Glyphosat basierenden Produkts des US-Pharmakonzerns Monsanto. Es gilt als sogenanntes Breitbandherbizid, welches unspezifisch gegen verschiedenste Pflanzenarten wirkt. Round Up wird häufig auch gemeinsam mit Saatgut vertrieben, das zuvor unter Einsatz von Gentechnik gegen die Wirkung des Produkts resistent gemacht wurde. Besonders im Sojaanbau kommt Round Up breitflächig zur Anwendung.

In Argentinien ist die Anwendung von Glyphosat in der Hauptstadt Buenos Aires und in Teilen einiger Provinzen verboten. Nachdem ein Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Glyphosat und dem drastischen Anstieg des Krebsrisikos in der Provinz Santa Fe nachgewiesen werden konnte, ist dessen Verwendung dort seit dem Jahr 2010 im Umkreis von Wohngebieten untersagt. Im selben Jahr legte das Oberste Gericht Argentiniens die Umkehrung der Beweislast fest, der zufolge die Anwender von Agrochemikalien den Sicherheitsnachweis gegenüber der betroffenen Bevölkerung zu erbringen haben.