Bogotá/Caracas. Venezuelas Regierung hat mit Kritik auf eine Entscheidung von Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos reagiert, der offenbar den Verkauf von Malaria-Medikamenten an das Nachbarland untersagt hat. Laut Medienberichten wies Santos am vergangenen Donnerstag das kolumbianische Pharmaunternehmen BSN Medical an, den Verkauf des Heilmittels Primaquina an Venezuelas Regierung einzustellen.
Carlos Rivero, Koordinator des Linksbündnisses Gran Polo Patriótico de Venezuela, lebte selbst viele Jahre in der Malariaregion und verurteilte die Verhinderung des Verkaufs an Venezuela scharf. Amerika21 erklärte er zudem: "Diese Malaria betrifft gleicherweise beide Länder und das Medikament wird in einem binationalen Forschungsprojekt in Kolumbien hergestellt, dessen Vizedirektor Venezuelaner ist." Auch der Vizepräsident Venezuelas, Tareck El Aissami, beklagte gegenüber den Medien die Einstellung der Lieferungen. "Gestern sollten die Medikamente eintreffen, aber das Labor blockierte auf Anweisung des kolumbianischen Präsidenten willkürlich die Lieferung, da das Gesundheitsministerium Venezuelas der Empfänger war", sagte El Aissami.
Um die Versorgung der Bevökerung sicherzustellen, habe Venezuela inzwischen eine Ladung Malaria-Medikamente aus Indien gekauft, so der Vizepräsident. Diese sollten bereits Ende dieser Woche im südöstlichen Bundesstaat Bolívar verteilt werden.
Im Süden Venezuelas ist es in der jüngsten Vergangenheit zu einer raschen Ausbreitung der Infektionskrankheit gekommen. Die oppositionelle Tageszeitung El Nacional spricht von einer Zunahme der Krankheitsfälle um über 70 Prozent und der Todesfälle um mehr als das Doppelte gegenüber dem Vorjahr. Die Malaria-Epidemie drohe auch auf die Nachbarländer Kolumbien und Brasilien überzugreifen.
Vor diesem Hintergrund sind die Streitigkeiten zwischen Venezuela und Kolumbien über Medikamentenlieferungen besonders brisant. Venezuelas Präsident Nicolás Maduro warf Santos Mutwilligkeit vor: "Obwoh wir das Geld hatten, um die Medikamente zu kaufen, und sie schon bezahlen wollten, verbot Kolumbiens Regierung den Verkauf dieses Arzneimittels gegen Malaria an die Bevölkerung Venezuelas", kritisierte Maduro. Der Staatschef verurteilte nebenbei auch den Schmuggel von Nahrungsmitteln, Medikamenten, Benzin und Produkten des täglichen Bedarfs über die venezolanisch-kolumbianische Grenze, der durch "kolumbianische Mafiabanden" organisiert werde.
Erst Anfang der Woche hatte Santos sich an einem Anlass an der Universität von Ottawa (Kanada) abschätzig über Venezuela geäußert, das er als Staat "sowjetischer Prägung" beschrieb. "Die Venezolaner leiden, sie haben keine Medikamente, hungern und Maduro weigert sich, das anzuerkennen. Er verweigert sogar, dass Leute kommen, um den Venezolanern zu helfen", sagte Santos laut dem kolumbianischen Radio Caracol.