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Kennedy-Akten legen Aktivitäten der CIA in Chile offen

Dokumente belegen Ausmaß der Programme gegen die gewählte Allende-Regierung. Unterstützung der Diktatur. CIA wusste von Terrorplänen

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Geheimdokument der CIA
Die Kennedy-Akten zeigen Aktivitäten der CIA um den Militärputsch in Chile

Washington. Aus den jüngst freigegebenen Geheimdienstakten über die Ermordung des US-Präsidenten John F. Kennedy in den USA im Jahr 1963 geht – von der Presse weitgehend unbeachtet – auch das Ausmaß der damaligen Aktivitäten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA in Chile hervor.

Die in den Akten enthaltenen Aufzeichnungen der chilenischen CIA-Zentrale dokumentieren die Unternehmungen der USA zur Behinderung der damaligen gewählten chilenischen Regierung unter dem sozialistischen Präsident Salvador Allende. Die Dokumente belegen auch die Unterstützung der folgenden Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet, der am 11. September 1973 an der Spitze eines blutigen Putsches stand. Das geht aus einer Analyse des chilenischen Zentrums für investigativen Journalismus und Information, CIPER, hervor.

Mindestens fünf chilenische Agenten tauchen in Protokollen von 1974 auf, dem Jahr nach dem Militärputsch. Hinter Decknamen verbergen sich laut CIPER damalige Führungskräfte der diktaturnahen Tageszeitung El Mercurio, ein ranghoher Militär, ein Mitglied der chilenischen Christdemokratischen Partei (DC) sowie eine weitere Person der nationalen Politik.

In den Mitschriften äußern die Agenten unter anderem Zweifel an der Geheimhaltung der US-Amerikaner. Im September 1974 hatten unter anderem die US-Tageszeitung New York Times und das westdeutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel detaillierte Informationen über Aktivitäten der CIA in Chile veröffentlicht. Darin ging es um mehr als acht Millionen US-Dollar, die die CIA in die Bekämpfung der sozialistischen Regierung von Allende investiert hatte. Die New York Times schrieb von monatelanger Finanzierung zur Unterstützung von Streiks einzelner Gewerkschaften. Ziel der CIA sei gewesen, die chilenische Wirtschaft zu beschädigen, um den Unmut seitens der Bevölkerung gegen die sozialistische Regierung zu schüren.

Neben der finanziellen Unterstützung politischer Akteure belegen die Akten auch Bemühungen des US-Auslandsgeheimdienstes um medialen Einfluss. So dokumentierte die CIA das mediale Echo der Enthüllungen in den nationalen Zeitungen El Mercurio und La Tercera. Außerdem geht aus einem Protokoll der geheime Kauf eines ganzen Radiosenders für 25.000 US-Dollar hervor, über dessen Abwicklung Stillschweigen vereinbart wurde.

Einige der nun im Zuge des Kennedy-Mordes freigegebenen Akten enthalten bis dato unbekannte Informationen über die damalige US-Politik gegenüber des südamerikanischen Landes. So dokumentierte die CIA am 10. Januar 1973 die Ankunft dreier Mitglieder der chilenischen Christdemokraten in Venezuela. Diese sollten an einem "geheimen Training durch das Venezolanische Direktorat für Nachrichtendienste und Abwehr (DISIP)" teilnehmen. Inhalt des Trainings seien heimliche Sprengsätze und Kommunikationstechniken. In Venezuela wurden damals auch antikubanische Terroristen ausgebildet und protegiert.

Aus derselben Quelle geht hervor, dass die CIA in die Pläne des antikubanischen Terroristen Orlando Boschs zur Ermordung von Allendes Neffen, Pascal Allende, in Costa Rica eingeweiht war. Wie die CIA reagierte, ist unklar. Bosch jedoch wurde bei seiner Ankunft in Costa Rica mit einem gefälschten chilenischen Pass verhaftet.

Die Kennedy-Akten umfassen über fünf Millionen Seiten. Der Großteil ist seit 1992 öffentlich. Die Geheimakten wurden nun mit Ablauf der Geheimhaltungsfrist am 26. Oktober in mehreren Veröffentlichungen freigegeben. US-Präsident Donald Trump erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, er habe nach "genauer Beratung mit General Kelly (dem damaligen Stabschef des Weißen Hauses), der CIA und weiteren Behörden" beschlossen, alle der JFK-Akten zu veröffentlichen. Ausgenommen seien nur von Daten, die noch lebende Personen betreffen.