Morde in Tumaco Thema im Repräsentantenhaus von Kolumbien

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Tumaco in Kolumbien
Die Pazifikstadt Tumaco in Kolumbien ist vom Konflikt um Drogen gezeichnet

Bogota. Am 14. November haben nun auch Vertreter des Repräsentantenhauses in Kolumbien das Massaker im Landkreis Tumaco vor über einem Monat zum Thema gemacht. Angestoßen wurde die Diskussion durch den Senator Iván Cepeda sowie die Repräsentanten Alirio Uribe und Ángela María Robledo. Neben ihnen nahmen an der Verhandlung unter anderem auch der Vize-Innenminister Hector Olimpo Espinosa sowie Vertreter verschiedener Menschenrechtsorganisationen teil.

In der Verhandlung kritisierten die Teilnehmenden die Antidrogenpolitik der Regierung und die Vorgehensweise zur Vernichtung illegaler Koka-Felder. So würden die Anbaufelder vernichtet ohne neue Perspektiven für Betroffene zu schaffen, obwohl dies eigentlich geplant war. Die Antidrogenpolitik wird laut Cepeda auf Kosten der Armen durchgesetzt: Bauern, Afrokolumbianer und Indigene. Der Ombudsmann Carlos Negret wie auch der Priester Roberto Cavajal bekräftigten zudem einen weiteren zentralen Konflikt zwischen den Vertriebenen und der lokalen Bevölkerung. Sie beschreiben, dass viele der Vertriebenen mit Unterstützung der inzwischen aufgelösten Guerillaorganisation Farc den Koka-Anbau in den betroffenen Regionen wie Tumaco ausbauten. Dabei hätten sie keine Rücksicht darauf genommen, dass ihnen diese Länder nicht gehörten. Nun beanspruchen die ehemaligen Besitzer ihre Ländereien von den Koka-Bauern zurück, wie es ihnen auch der Friedensvertrag mit der Farc zugesagt hatte. Die Kokabauern verteidigen allerdings nun ihr Territorium.

Begünstigt wird die aktuelle Gewalteskalation nach Ansicht der Senatoren auch durch das entstandene Machtvakuum. Mit der Demobilisierung und Entwaffnung der Farc seien die ehemaligen Guerilla-Gebiete irregulären Kräften überlassen worden.

Noch während der Debatten im Repräsentantenhaus wurde die Aktivistin Luz Yeni Montaño in ihrem eigenen Haus in Tumaco von einem Auftragskiller getötet. Sie war bekannt wegen ihrer führenden Rolle bei kommunalen Aktionen in Tumaco, aber auch für ihr Engagement in christlichen Kirchengruppen, durch die sie Projekte für Vertriebene realisierte. Die Morde an Aktivisten sind systematisch; in diesem Bezirk sind laut Angaben der Ombudsstelle alleine dieses Jahr 134 Menschen ermordet worden.

Anlass zur Debatte im Repräsentantenhaus waren die Anfang Oktober bei einem Protest gewaltsam getöteten acht Bauern, die gegen die radikale Vorgehensweise zur Vernichtung von Koka-Feldern protestierten. Gerade die anhaltende Gewalt weckt Besorgnis. Einige Mitglieder hatten die Ineffektivität der staatlichen Lösung der Krise in Tumaco angeprangert, die aufgrund des illegalen Koka-Anbaus sowie mangelhafter Umsetzung von Versprechen aus dem Friedensvertrag mit der Farc nur forciert werden.