Chile / Politik

Schlappe für Sebastián Piñera in der ersten Runde in Chile

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Beatriz Sánchez vom neuen Linksbündnis Frente Amplio in Chile bekam 20,3 Prozent der Stimmen
Beatriz Sánchez vom neuen Linksbündnis Frente Amplio in Chile bekam 20,3 Prozent der Stimmen

Santiago de Chile. Beim ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen in Chile war der Vorsprung für den Mitte-rechts-Kandidaten Sebastián Piñera deutlich geringer als von vielen erwartet. In den jüngsten Umfragen vor der Wahl lag er bei 44 Prozent, viele hatten sogar auf einen Sieg im ersten Wahlgang spekuliert. Mit einem Ergebnis von 36,6 Prozent blieb er deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Auf Platz zwei und damit in die Stichwahl kam Alejandro Guillier, der von Teilen der jetzigen Regierungskoalition unterstützt wird mit 22,7 Prozent. Das Rennen um den wichtigen zweiten Platz war denkbar knapp. Beatriz Sánchez vom neuen Linksbündnis Frente Amplio, der bei den Umfragen deutlich weniger als 20 Prozent zugetraut wurden, kam Guillier mit 20,3 Prozent sehr nahe. In zwei urbanen Bezirken, den Großräumen Santiago und Valparaíso, lag Sánchez sogar vor Guillier. Enttäuscht dürfte Carolina Goic sein, die als Kandidatin der Christdemokraten noch hinter dem Rechtsaußen Antonio Kast nur Platz fünf belegte. Goic erzielte 5,9 Prozent, Kast kam auf 7,9 Prozent. Das Ergebnis sei peinlich, erklärte der christdemokratische Abgeordnete Gabriel Silber.

Die zweite und entscheidende Runde der Präsidentschaftswahlen findet am 17. Dezember statt. Angesichts des knappen Wahlausgangs der ersten Runde könnte die Wahlbeteiligung höher ausfallen. Im ersten Durchgang gingen wie erwartet nur etwa die Hälfte der Wahlberechtigten an die Wahlurne.

Ob sich Guillier in der zweiten Runde gegen Piñera behaupten kann, hängt von einigen Faktoren ab. Die beiden wichtigsten sind die mögliche Unterstützung durch Mitglieder der Regierung in den kommenden Wochen sowie das Verhalten der unterlegenen Beatriz Sánchez sein. Dass es Rückenwind durch die Regierung gibt, halten Beobachter dann für wahrscheinlich, wenn der Abstand zwischen Piñera und Guillier nicht zu groß ist. 

Wie sich die Frente Amplio verhält, will das Bündnis in den nächsten Tagen entscheiden. Zumindest die grüne Partei Partido Ecologista Verde hatte aber bereits im September 2017 betont, dass sie Guillier in der zweiten Runde keinesfalls unterstützen werde und auch eine Abstimmung innerhalb der Frente Amplio dazu abgelehnt. Ziel der Frente Amplio sei es, gegen die beiden bislang herrschenden Blöcke anzutreten. Präsidentschaftskandidatin Sánchez wollte sich hierzu vor den Wahlen nicht festlegen. 

Von Marco Enriquez-Ominami, dem im ersten Durchgang Sechsten, wird erwartet, dass er sich für Guillier ausspricht. Er hatte diesen im Wahlkampf jedoch wiederholt dafür kritisiert, dass er Piñera nicht genug attackiere. Beatriz Sánchez warf Guillier vor, sich nicht ausreichend inhaltlich mit Piñeras Positionen auseinanderzusetzen, sondern ihn zu dämonisieren. Vor den Wählern wird Guillier zunächst seine bisherigen Widersacher im linken Lager von sich überzeugen müssen. Rein rechnerisch gab es zumindest im ersten Durchgang eine Mehrheit der Stimmen links der Mitte.