Kolumbien: Richter im Verfahren gegen Bruder von Ex-Präsident in Gefahr

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Santiago Uribe, Bruder des Ex-Präsidenten und aktuellen Senators Álvaro Uribe, ist in Kolumbien wegen Paramilitarismus angeklagt
Santiago Uribe, Bruder des Ex-Präsidenten und aktuellen Senators Álvaro Uribe, ist in Kolumbien wegen Paramilitarismus angeklagt

Medellín. In Kolumbien hat der Richter Jaime Herrera, der ein Paramilitarismusverfahren gegen den Bruder von Ex-Präsident (2002-2010) Álvaro Uribe führt, über mangelnde Schutzmaßnahmen für seine Person geklagt. Obwohl er
sehr "heikle Prozesse" wie den Fall von Santiago Uribe betreue, sei der ihm
zugeteilte Panzerwagen vor vier Monaten in eine Werkstatt geschickt worden,
ohne seither ersetzt zu werden.

Der Anwalt von Opfern der paramilitärischen Gruppe "Zwölf Apostel", zu der Santiago Uribe gehört haben soll, und ein Zeuge des Prozesses sind in den letzten Wochen bedroht worden. Bereits sieben von zwölf Zeugen sind ermordet worden.

Herrera betonte, dass das Verfahren gegen den Bruder des Ex-Präsidenten und aktuellen Senator Álvaro Uribe einer der wichtigsten Prozessfälle zum Paramilitarismus im Verwaltungsbezirk Antioquia sei. Herrera forderte den Vorsitzenden der Justizverwaltung von Antioquia, Jaime Jaramillo, auf, ihm ein geschütztes Fahrzeug zu garantieren und machte den Beamten für jegliches mögliche Attentat gegen sein Leben mitverantwortlich.

Der Anwalt von Opfern der "Zwölf Apostel", Daniel Prado Albarracín, hat ebenso vor zwei Wochen von Drohungen auf seinem Anrufbeantworter berichtet. Er sei außerdem mehrere Male von Motorradfahrern verfolgt worden. Die Ehefrau von Santiago Uribe habe versucht, ihn bei einer Anhörung einzuschüchtern.

Auch die ökumenische Organisation "Gerechtigkeit und Frieden" (CIJP) hat einen Mordplan gegen Olwan de Jesús Agudelo aufgedeckt, ein inhaftiertes, ehemaliges Mitglied der "Zwölf Apostel". Agudelo ist ein wichtiger Zeuge im Prozess gegen Santiago Uribe. Der Häftling soll erfahren haben, dass ein "mächtiger Unternehmer" für seinen Mord bezahlt hätte. Kurz danach wurde Agudelo informiert, dass er plötzlich in einen anderen Trakt des Gefängnisses verlegt würde. Dort sei der Schutz seines Lebens nicht garantiert, heißt es in einer Mitteilung der CIJP. Die Verlegung konnte im letzten Moment verhindert werden.

Santiago Uribe sitzt seit 19 Monaten in einem Militärstützpunkt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat den Großviehzüchter wegen Mord und Bildung einer kriminellen Vereinigung im Landkreis Yarumal im Verwaltungsbezirk Antioquia angeklagt. Die "Zwölf Apostel" haben laut Untersuchungen der Sondereinheit der Staatsanwaltschaft CTI zwischen 1992 und 1995 533 Menschen ermordet.

Das Hauptverfahren gegen Uribe hat im Oktober begonnen und der Richter hat zunächst 90 Prozent der Beweismittel der Verteidigung abgelehnt. Uribes Anwalt hatte beim Obersten Gerichtshof die Freilassung seines Klienten beantragt, damit dieser dem Prozess auf freiem Fuß beiwohnen kann. Das Gremium hat den Antrag abgelehnt.