Südamerika / Umwelt

Unasur und Uruguay setzen auf Schienenverkehr

bioceanico_eisenbahn_2017_suedamerika.jpg

Der Zug zwischen den Ozeanen: Die Strecke "Bioceanico" würde mehrere Länder kreuzen
Der Zug zwischen den Ozeanen: Die Strecke "Bioceanico" würde mehrere Länder kreuzen

Montevideo. Unter Führung des uruguayischen Verkehrs- und Sozialministeriums ist eine Machbarkeitsstudie erstellt worden, um den Ausbau des südamerikanischen Schienennetzes voranzutreiben. Der Bericht will einen Anstoß zur Entwicklung einer Integration des Schienennetzes in Südamerika geben. Auftraggeber ist die 2008 gegründete Regionalorganisation südamerikanischer Staaten (Unasur).

Unter der Anweisung der Unasur hat sich bereits 2012 ein südamerikanischer Infrastruktur- und Planungsrat (Cosiplan) gebildet, der die Ministerien der Länder zusammenbringt, die bei der Integration der Eisenbahnstrecken tätig sind. Das Schienennetz von sieben der zwölf Mitgliedstaaten (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Paraguay, Peru und Uruguay) wurde nun eingehender untersucht, mit besonderer Berücksichtigung des gegenwärtig in Gebrauch befindlichen Netzteils. Dabei wurden sowohl private als auch öffentliche Betreiber und Besitzer ausgemacht. Das leitende Interesse gilt der Möglichkeit, diese unterschiedlichen Systeme gemeinsam zu betreiben.

Ein Ergebnis der Studie ist, dass Südamerika relativ gut per Bahn erschlossen war. Selbst schwierige Streckenverläufe wie vom Amazonas bis in die Anden wurden gemeistert. Das Bahnnetz wurde jedoch nicht gepflegt, viele Trassen wurden stillgelegt und sogar zurückgebaut. Im Vergleich zu Europa und Asien ist das Schienennetz zudem veraltet. Zudem existieren sechs unterschiedliche Spurbreiten, teils sind diese sogar innerhalb eines Landes unterschiedlich. Größere internationale Strecken gibt es nicht, geschweige denn Hochgeschwindigkeitszüge. Brasilien und Argentinien besitzen mit knapp 30.000 bzw. 25.000 Kilometern das größte Schienennetze in Südamerika. Setzt man diese ins Verhältnis zu einem flächenmäßig viel kleineren Deutschland mit rund 33.400 Kilometern ist der Umfang jedoch gering.

Laut der Studie gibt es ein Potential für einen ressourcenschonenden, umweltverträglichen Güterverkehr sowie für die Personenbeförderung.

Sieben potenzielle Bahnkorridore werden in der Studie dargestellt. Die wohl bedeutendste ist der quer durch den Kontinent verlaufende Ozean-Express, der den Atlantik mit dem Pazifik verbinden soll: Vom brasilianischen Atlantikhafen Santos durch Bolivien bis zum peruanischen Hafen Ilo am Pazifik.

Dieses Milliardenprojekt weckt auch international Interesse. Nachdem Mitte 2015 China mit Brasilien Kooperationsverträge beschloss, dessen Herzstück der Zug zwischen den Ozeanen war, machte sich auch eine Delegation aus Deutschland und der Schweiz auf dem Weg, um bei dem Projekt ebenfalls tätig werden zu können.

Im Dezember unterzeichneten Brasiliens De-facto-Präsident Michel Temer und der bolivianische Präsident Evo Morales ein Abkommen für die transkontinentale Bahnstrecke. Vor allem Morales treibt das Projekt voran, das er als "Panama-Kanal auf Schienen" bezeichnet. Für Bolivien, das keinen direkten Zugang zum Meer hat, würde die Bahnstrecke die Exporte wesentlich vereinfachen. Morales hat sich hierzu Experten aus Deutschland und der Schweiz ins Boot geholt. Baubeginn soll 2019 sein, die geplante Fertigstellung des bolivianischen Teilstücks ist für 2025 anberaumt – pünktlich zur 200-jährigen Jubiläum der Unabhängigkeit Boliviens.