Verteidigungsministerium in El Salvador muss Verschwinden von Kindern aufklären

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Bei Militäroperationen im Jahr 1982 verschwanden mehrere Kinder in El Salvador spurlos
Bei Militäroperationen im Jahr 1982 verschwanden mehrere Kinder in El Salvador spurlos

San Salvador.Die Verfassungskammer des Obersten Gerichtshofes von El Salvador hat das Verteidigungsministerium und die Oberste Heeresleitung angewiesen, dem Gerichtshof und der Generalstaatsanwaltschaft Informationen über einige berüchtigte Militäroperationen in der Zeit des Bürgerkrieges zur Verfügung zu stellen. Die "Operación Limpieza" (Säuberungs-Operation), auch bekannt als "Guinda de Mayo" (Flucht im Mai), und die Operation "Mario Azenón Palma", auch bekannt als "Invasión Anillo" (Ring-Invasion“) fanden 1982 statt.

Während dieser Operationen verschwanden einige Kinder spurlos, darunter die Schwestern Serrano Cruz und die Geschwister Contreras. Seit Jahrzehnten suchen die Angehörigen nach ihnen, unterstützt von der Asociación Pro-Búsqueda de Niñas y Niños Desaparecidos (Pro-Búsqueda) und dem Centro por la Justicia y el Derecho Internacional (CEJIL). Der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat schon vor Jahren den Staat El Salvador wegen des Verschwindenlassens dieser Kinder und der mangelnden Aufklärung der Fälle verurteilt. Pro-Búsqueda hat 78 Fälle von Verschwindenlassen während dieser beiden Operationen dokumentiert, wobei 19 Kinder lebend und acht Kinder tot gefunden wurden; 51 Kinder sind nach wie vor verschwunden.

Diese historische Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, die den Streitkräften die Verantwortung für das Verschwindenlassen der Kinder zuschreibt, öffnet den Weg zu einer Aufklärung dieser schweren Menschenrechtsverletzungen und einer Wiedergutmachung für die Familien der Opfer. Gleichzeitig prangert das Urteil eine Desinformationspraxis ds Verteidigungsministeriums und der Obersten Heeresleitung an. Die Informationen, die sie jetzt vorlegen müssen, sind entscheidend, um das Schicksal von Ernestina und Erlinda Serrano Cruz und von Serapio Cristian und Julia Inés Contreras sowie von anderen Kindern aufzuklären, die während dieser Operationen das letzte Mal lebend gesehen wurden.

Die Aufklärung und Wiedergutmachung der Menschenrechtsverletzungen während des Bürgerkrieges ist noch sehr schwierig. Bürgerrechts- und Angehörigen-Organisationen erkämpfen sich in mühsamen kleinen Schritten das Recht auf Erinnerung und Aufklärung wie zum Beispiel im Fall des Massakers von El Mozote oder dem von El Calabozo, beide zur Zeit Gegenstand von Gerichtsverhandlungen.