Fast 83.000 Menschen seit 1958 in Kolumbien verschwunden

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Sitz des CNMH in Bogota
Sitz des CNMH in Bogota, dass die Entwicklung des bewaffneten Konflikts in Kolumbien untersucht

Bogotá. In Kolumbien hat das Observatorium für Erinnerung und Konflikt des kolumbianischen Nationalen Zentrums für Geschichtserinnerung (CNMH) einen Bericht mit aktualisierten Zahlen zu den gewaltsam verschwundenen Menschen veröffentlicht. Demnach seien seit dem Jahr 1958 bis Ende 2017 82.998 Menschen verschwunden.

Laut Andres Suárez, dem Koordinator der Organisation, sind bei 52 Prozent der Fälle die Täter bekannt. Das entspricht 42.471 Personen. Hiernach führen paramilitärische Gruppen die Statistik an und sind für das Verschwinden von 26.475 Menschen (62,3 Prozent) verantwortlich. Durch Guerillas verschwanden in den vergangenen rund 60 Jahren 10.360 Personen (24,3 Prozent). Rund 6.000 Fälle konnten keiner spezifischen Gruppe zugeordnet werden. Außerdem sind durch demobilisierte Gruppierungen 2.764 (6,5 Prozent) und durch staatliche Akteure 2.484 Menschen (5,8 Prozent) verschwunden.

Bei den verbleibenden 48 Prozent der Fälle konnte keine nähere Angabe zu den Tätern gemacht werden. Darüber hinaus wird darauf hingewiesen, dass auch gemeinsames Agieren von paramilitärischen, staatlichen und demobilisierten aber noch bewaffneten Gruppen zum Verschwinden von Personen führt.

Bisherige Analysen des CNMH aus dem Jahr 2016 gingen immer von rund 60.000 Verschwundenen aus. Allerdings bezog man sich hierbei auf den Zeitraum zwischen den 70er Jahren und 2015. Dieser neue Bericht bezieht nun die Fälle seit den 50ern mit ein sowie alle, die bis zum 15. November 2017 gemeldet wurden. Aus diesem Grund fällt die Anzahl der verschwundenen Menschen nun höher aus.

Die Auswertung ist Ergebnis des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc. Sie sei ein Schlüssel beim Prozess zum Übergang zur Gerechtigkeit in Kolumbien, wie die Leiterin der Behörde zur Suche nach verschwundenen Menschen (UBPD), Luz Marina Monzon, sagte. Der Bericht stelle eine weitere Grundlage zu einer Aufarbeitung des Geschehenen für viele betroffene Familien dar, könne aber auch gleichzeitig zur allgemeinen Aufklärung im kolumbianischen Konflikt beitragen.