Kolumbien / Politik / Medien

Stichwahl zwischen linkem und rechtem Kandidat in Kolumbien erwartet

Ultrarechter führt Umfragen an. Gustavo Petro ist zweiter. Manipulationsexperte erklärt ihm den Kampf. Hinweise auf Einmischung von Cambridge Analytics

petro_en_sogamoso.jpg

Gustavo Petro füllt die Plätze von großen und kleinen Städten in Kolumbien
Gustavo Petro füllt die Plätze von großen und kleinen Städten in Kolumbien

Bogotá. Einen Monat vor der Präsidentschaftswahl deuten aktuelle Umfragen in Kolumbien darauf hin, dass der Kandidat der ultrarechten Partei Centro Democrático (CD), Iván Duque, und der linke Kandidat Gustavo Petro in eine Stichwahl kommen werden. Laut der letzten Ergebnisse der Firmen Guarumo und Ecoanalítica würden 36,6 Prozent der Kolumbianer im ersten Wahlgang für Duque und 26,3 Prozent für Petro stimmen. An dritter Stelle kommt Sergio Fajardo, der Kandidat des Bündnisses Coalición Colombia, der sich als politische Mitte definiert. Für Fajardo haben sich 12 Prozent der Befragten ausgesprochen.

Bei verschiedenen Umfragen stand Petro mit seiner Kampagne Menschliches Kolumbien (Colombia Humana) bereits seit mehreren Monaten unter den zwei Favoriten. Duque stieg erst im März in den Umfragen abrupt auf den ersten Platz, nachdem er als von Ex-Präsident Álvaro Uribe abgesegneter Präsidentschaftsbewerber der CD die Kandidatenwahl innerhalb einer rechten Koalition gewonnen hat. Obwohl Duque weiterhin die Umfragen anführt, hat sich der Vorsprung gegenüber Petro im April reduziert.

Der linke Ex-Bürgermeister führt landesweit eine intensive Wahlkampftour durch. Er spricht auf den zentralen Plätzen großer und kleiner Städte und füllt sie weiterhin wie kein anderer Kandidat. Arbeiterverbände wie die Gewerkschaften der Bananenarbeiter (Sintrainagro) und der Erdölarbeiter (USO) haben ihre offizielle Unterstützung für Petro verkündet. Auch über 100 Mitglieder der linken Partei Polo Democrático (PD) haben ihren Vorstand darum gebeten, ihnen frei zu stellen, Petro zu unterstützen. Der Vorstand hat abgelehnt. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass die Basis des Polo bereits angefangen hat, für die Kampagne Petros zu arbeiten. Der PD hatte sich mit den Grünen und moderaten Neoliberalen zur Coalición Colombia verbündet.

Das Projekt Menschliches Kolumbien hat bei Schauspielern, Entertainern und sogar dem Onkel von Präsident Juan Manuel Santos, Enrique Santos Molano, Interesse geweckt. Der Autor und Journalist befürwortet in seinen Kolumnen in der Zeitung El Tiempo offen das Projekt von Petro. In den sozialen Netzwerken wächst die Anhängerschaft des linken Kandidaten ebenso.

Es bleibt offen, ob all dies für einen Sieg bei den Wahlen reichen wird. Eine Gegenkampagne mit falschen Informationen in den sozialen Medien wie die, die 2016 zur Ablehnung des Referendums für den Frieden geführt hat, ist längst im Gange. Der venezolanische PR-Manager Juán José Rendón, der in Lateinamerika als "König der schwarzen Propaganda" bekannt ist, weil er Experte darin ist, vor allem linke Politiker zu dämonisieren, hat sein bedingungsloses Engagement gegen Petro verkündet. Kunden von Rendón waren früher Álvaro Uribe und Präsident Santos. "Ich bin dabei, mich auf eigene Faust und auf eigenes Risiko um Petro zu kümmern", sagte der 54-jährige Venezolaner in einem Interview.

Es gibt außerdem Hinweise darauf, dass die Firma Cambridge Analytica (CA), die Angst und Wut als Manipulationsinstrumente in Wahlkampagnen eingesetzt haben soll, für Duques Mentor, den Senator Álvaro Uribe, arbeitet. Drei Quellen sollen dem Journalisten Yohir Akerman diese Information gegeben haben. Die Uribe-Partei streitet jedoch ab, mit der Firma zu tun gehabt zu haben. Laut CA soll es bei drei kolumbianischen Präsidentschaftskampagnen Kontakte gegeben haben, doch zu keiner Zusammenarbeit gekommen sein. Jedenfalls ähnelt die Kampagne der CD gegen den sogenannten Castrochavismo, den diese Partei ihren Gegnern und insbesondere Petro unterstellt, den Strategien von Cambridge Analytica, Angst und Wut unter den Wählern zu erzeugen.

Der erste Präsidentschaftswahlgang findet am 27. Mai statt. Eine mögliche Stichwahl wäre am 17. Juni. Die drei weiteren Präsidentschaftskandidaten sind der rechte Germán Vargas Lleras, der Vertreter der Liberalen Partei und Ex-Friedensdelegierte Humberto de La Calle und die Christin Vivian Morales. Sie liegen bei der Guarumo-Umfragen bei 7,4, 3,4 und 0,8 Prozent .