Ex-Guerillera aus Chile soll nicht ausgeliefert werden

chile_frankreich_asyl_fuer_familie_palma_brzovic.jpg

In Frankreich fordert ein Komittee Asyl für die Familie Palma Brzovic
In Frankreich fordert ein Komittee Asyl für die Familie Palma Brzovic

Santiago/Paris. Silvia Brzovic, Ex-Guerillera und Partnerin von Ricardo Palma Salamanca, kann vorerst in Frankreich bleiben. Brezovic und Salamanca sind ehemalige Mitglieder der Patriotischen Front Manuel Rodriguez (FPMR), einer Guerillaorganisation in Chile. Der Oberste Gerichtshof in Santiago de Chile lehnte es am 2. Juni ab, einen Auslieferungsantrag zu stellen. Ermittlungsrichter Mario Carroza hatte dies beantragt, da er gegen sie wegen angeblicher Beteiligung an einer Entführung ermittelt. Die Richter sahen allerdings nicht genug Anhaltspunkte dafür.

Salamanca und Brzovic waren im November 2017 in Frankreich festgenommen worden. Salamaca war 22 Jahre im Untergrund, nachdem er 1996 aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Santiago geflohen war. Er hat in Frankreich einen Asylantrag gestellt. Gegen ihn liegt ein Auslieferungsersuchen vor, über das noch nicht entschieden ist und er ist unter Auflagen frei. In Frankreich hat sich Salamanca bereits mit Vertretern der linken politischen Partei Unbeugsames Frankreich (La France Insoumise) getroffen, um für deren Unterstützung zu werben.

Im Mai war der Ex-Guerillero und Autor mehrerer Bücher in die chilenische Schriftstellervereinigung aufgenommen worden, was unter konservativen Politikern Protest ausgelöst hatte. 1998 veröffentlichte Salamanca ein Buch mit dem Titel Die Große Befreiung (El gran rescate), in der er über die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis schreibt, sowie 2001 einen viel beachteten autobiografischen Roman über seine Zeit bei der FPMR mit dem Titel Eine lange Rute aus Stahl (Una larga cola de acero).

Die FPMR war 1983 von der Kommunistischen Partei Chiles (PCCh) mit dem Ziel gegründet worden, die zivil-militärische Diktatur Augusto Pinochets (1973-1990) zu beenden. Sie führte zahlreiche spektakuläre Aktionen durch, darunter auch das gescheiterte Attentat auf Pinochet 1986, in dessen Folge zwölf Guerrilleros extralegal hingerichtet wurden. 1987 sagte sich die Gruppe von der PCCh los und führte auch nach dem Ende der Diktatur 1990 weiter direkte Aktionen durch. Unter anderem wurde 1991 der faschistische Politiker Jaime Guzmán, einer der wichtigsten Berater Pinochets, erschossen. Er hatte während der Diktatur die noch heute gültige Verfassung mit ausgearbeitet und 1983 die rechtskonservative Partei Unabhängige Demokratische Union (Unión Democrática Independiente) gegründet. Salamanca wurde nach seiner Verhaftung 1992 wegen angeblicher Beteiligung an dem Attentat sowie weiteren Aktionen zu 22 Jahren und zwei Mal lebenslänglicher Haft verurteilt.