Papst fordert stärkeren Einsatz der Kirche für Indigene und Amazonasregion

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Papst Franziskus im Januar bei seinem Besuch in Puerto Maldonado, Peru
Papst Franziskus im Januar bei seinem Besuch in Puerto Maldonado, Peru

Vatikan. Papst Franziskus hat in Vorbereitung zur Sonderversammlung der Bischofssynode der Amazonasregion im Oktober 2019 ein umfassendes Dokument vorgelegt, das einen stärkeren Einsatz der katholischen Kirche für den Erhalt des fragilen Amazonas-Ökosystems fordert. Darin äußert der Papst seine Sorge um die Bedrohung der Amazonasregion als "Grüne Lunge der Erde". Indigene Völker würden aus der Region vertrieben. Die Verteidigung dieses Lebensraums erfordere strukturelle und persönliche Veränderungen im individuellen Handeln, bei Regierungen und Kirchen.

Der Papst warnt davor, dass der Reichtum und die Vielfalt Amazoniens und seiner Gewässer heute von mächtigen ökonomischen Interessen bedroht sind, die vom industriellen Holzeinschlag und der Vergiftung der Gewässer durch illegalen Bergbau und Drogenhandel profitieren. Dies bedrohe das Überleben der Völker Amazoniens, die Opfer eines Wertewandels in der globalen Ökonomie seien, in der das Bereicherungsstreben eine profunde soziale und ökologische Krise verursacht habe. Franziskus erinnert daran, dass in der Region Amazoniens über drei Millionen Indigene leben, die zu rund 390 verschiedenen Ethnien verschiedener Nationalitäten gehören. Die Kirche solle sich für eine "integrale Ökologie" und den Erhalt dieser an Biodiversität reichen, multiethnischen, -kulturellen und -religiösen Region einsetzen. 

Das vorbereitende Dokument ist im Duktus der lateinamerikanischen Befreiungstheologie verfasst, die jahrzehntelang von Papst Franziskus’ Vorgängern im Vatikan als marxistisch bekämpft wurde. Unter dieser antimarxistischen Linie des Vatikans hatten unter andrem der Brasilianer Leonardo Boff, der Nicaraguenser Ernesto Cardenal oder der Peruaner Gustavo Gutiérrez zu leiden.

Der aus Argentinien stammende amtierende Papst fordert nun, dass die Wirtschaft der menschlichen Würde Vorrang geben und nach einem Gleichgewicht streben müsse, in dem die Umwelt und das Leben der verletzlichsten Menschen geschützt würden.

Die neue Amazonien-Stellungnahme von Papst Franziskus steht im Geiste seiner 2015 veröffentlichten zweiten Enzyklika "Laudato si", die sich schwerpunktmäßig mit Umwelt- und Klimaschutz befasst und auf soziale Ungerechtigkeiten sowie die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen hinweist. Mit ihrem Aufruf zu Umkehr und konsumkritischem, ökologischem Verhalten wird sie als Meilenstein und Wendepunkt in der katholischen Kirchengeschichte bewertet.