Gewerkschaften in Brasilien stellen Aktionsplan gegen Sozial- und Wirtschaftskrise vor

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"Temer raus" - so wirklich beliebt ist der De-facto-Präsident im Land nicht
"Temer raus" - so wirklich beliebt ist der De-facto-Präsident im Land nicht

Brasilia. Die sieben größten Gewerkschaften in Brasilien haben eine "Prioritätsagenda der Arbeiterklasse" mit 22 Vorschlägen zur künftigen sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes vorgestellt. Das Dokument soll unter anderem den Kandidaten der im Oktober stattfinden Präsidentschaftswahl vorgelegt werden.

Bei dem Papier handele es sich der Gewerkschaft Força Sindical zufolge um eine sozioökonomische Transformationsagenda, die darauf ausgerichtet ist, alle Formen der Ungleichheit zu bekämpfen und qualitative Arbeitsplätze sowie Freiheit, Demokratie, nationale Souveränität und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Ziel sei es zudem, die steigende Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung zu bekämpfen sowie Arbeitsplätze besonders für junge Menschen zu schaffen und Maßnahmen zum Schutz der Arbeitslosen umzusetzen, unter anderem bezüglich der Arbeitslosenversicherung sowie Transportkosten. Ein "nationaler Tag des Kampfes" sei für den 10. August geplant, damit soll die Kampagne bekannt gemacht werden.

Laut Força Sindical planen die Gewerkschaften, das Dokument den Mitgliedern des Nationalkongresses sowie den Bürgermeistern, dem Senat und den Parteivorsitzenden noch in dieser Woche vorzustellen.

Rosane Fernandes, Leiterin der Gewerkschaft Central Única dos Trabalhadore (CUT), sagte, das Dokument solle als Verhandlungsbasis dienen, um die Rechte der Arbeitnehmer nach dem Ende der amtierenden De-facto-Regierung von Staatschef Michel Temer zurückzuerlangen: "Mit diesem Putsch, der nicht nur gegen eine Präsidentin, sondern gegen die gesamte Arbeiterklasse gerichtet war, wurden uns viele unserer Rechte ohne jeglichen Dialog entzogen." Fernandes bezog sich damit auf die umstrittene Absetzung von Ex-Präsidentin Dilma Rousseff im August 2016.

Adilson Araújo, Präsident der Gewerkschaft Central dos Trabalhadoes e Trabalhadoras do Brasil (CTB), weist darauf hin, dass die Arbeiter für den Missstand in der Verwaltung der gegenwärtigen Regierung bezahlen. Laut der Geodaten- und Statistikbehörde Brasiliens, IBGE, sind bereits 30 Millionen Brasilianer arbeitslos oder unterbeschäftigt. "Wir können das nicht einfach ruhig beobachten und behaupten, dass es vernünftig sei, eine autoritäre Regierung zu bilden; dass ein Regime des Auspeitschens, der Ausbeutung und der Sklaverei die Regel sei. Die Prioritätsagenda ist also eine Antwort darauf; damit wir uns gemeinsam erheben und mehr mit dem Volk in einen Dialog treten", so Araújo.