Kolumbien / Politik

Unterstützung für Gustavo Petro wächst vor der Stichwahl in Kolumbien

Grüne und Íngrid Betancourt stehen Linken bei. Unterstützung von internationalen Persönlichkeiten. Rechter Duque mit dubiosen Unterstützern

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Vorne v.l.n.r.: Ángela Robledo, Gustavo Petro, Antanas Mockus, Claudia López / Hinten links: Íngrid Betancourt; rechts: Hollmann Morris, Gustavo Bolívar – sie alle unterstützen Gustavo Petro
Vorne v.l.n.r.: Ángela Robledo, Gustavo Petro, Antanas Mockus, Claudia López / Hinten links: Íngrid Betancourt; rechts: Hollmann Morris, Gustavo Bolívar – sie alle unterstützen Gustavo Petro

Bogotá. Vertreter der politischen Mitte in Kolumbien haben sich dem Wahlkampf des Bündnisses Colombia Humana (Menschliches Kolumbien) des Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro angeschlossen. Unter den neuen Mitstreitern befindet sich auch die Ex-Gefangene der inzwischen aufgelösten Guerillaorganisation Farc und Präsidentschaftskandidatin 2002, Íngrid Betancourt, der grüne Ex-Bürgermeister von Bogotá und Präsidentschaftskandidat 2010, Antanas Mockus, und die grüne Senatorin Claudia López. Mockus und López hatten im ersten Wahlgang als Teil der Coalición Colombia den Kandidaten Sergio Fajardo unterstützt, der Petro mit 23,8 Prozent der Stimmen mit einer Differenz von weniger als zwei Prozentpunkten unterlag. Der 58-Jährige Petro war hinter dem ultrarechten Iván Duque Zweiter geworden.

Mit der Unterstützung Betancourts, Mockus’ und López’ hat Petro bessere Chancen, Wähler von Fajardo für sich zu gewinnen. Fajardo selbst hatte sich nach seiner Niederlage für die Abgabe leerer Stimmzettel ausgesprochen. Ähnlich äußerte sich ein Teil der Partei Grüne Allianz, zu der Mockus und López gehören. Dass die Grünen zum Teil dank López die meistgewählte alternative Kraft im Kongress in der letzten Parlamentswahl war, dürfte jetzt mehr Wähler an Colombia Humana heranführen.

Obwohl Petro und die Grünen entschlossene Gegner des ultrarechten Projekts Duques sind, war es für sie nicht selbstverständlich, Petro zu unterstützen. López hatte Petro vor dem ersten Wahlgang mehrfach hart kritisiert und als "autoritär" bezeichnet. Sie sähe jedoch in einer Regierung von Duque, dem Protegé des ultrarechten Ex-Präsidenten Álvaro Uribes, "ein enormes Risiko". Duque stehe für Machtmissbrauch, Korruption und politische Morde. Dies sagte sie bei der Verkündung ihrer Entscheidung. "Mit Gustavo haben wir politische Differenzen", räumte sie in der Pressekonferenz ein, "aber keine ethischen".

Sollte Duque gewinnen, gäbe es keine Gewaltenteilung mehr, merkte López an. Seine Partei, das Demokratische Zentrum (Centro Democrático, CD) und seine Verbündeten kontrollieren den neuen Kongress. Außerdem wolle CD die derzeit bestehenden Obergerichtshöfe abschaffen und ein einziges Obergericht mit Richtern einrichten, die die Regierung selbst oder der CD-kontrollierte Kongress ernennen soll. Petro zu wählen, würde hingegen ermöglichen, die traditionellen Parteien und ihre politischen Kampagnen sowie die paramilitärische Politik zu überwinden, versicherte López.

In der vergangenen Woche hatten sich die traditionellen mächtigen Parteien dem Wahlkampf von Duque angeschlossen. Darunter gibt es einflussreiche Politiker, die sich bis vor kurzem als Gegner des Ex-Präsidenten Uribes bezeichnet hatten. Auch lokale Politiker, die wegen Korruption und Veruntreuung gerade vor Gericht stehen, sollen Duque in den letzten Tagen ihre Unterstützung versichert haben, so das Portal Las2Orillas. Friedensforscher werfen dem ultrarechten Kandidaten indes vor, sich von dem Bruder eines in den USA inhaftierten Ex-Paramilitärs und von einem lokalen Politiker mit Verbindungen zu kriminellen Banden unterstützen zu lassen.

Die Allianz zwischen der Colombia Humana und den Grünen basiert auf einer Vereinbarung von zwölf Punkten. Dazu gehört, von einer verfassungsgebenden Versammlung abzusehen, die staatlichen Geldressourcen zu schützen, private Unternehmerinitiativen zu fördern, die Gleichstellung der Geschlechter zu garantieren, den Friedensvertrag zu respektieren, eine Volksabstimmung gegen die Korruption durchzuführen sowie das private Eigentum zu respektieren.

Renommierte internationale Intellektuelle wie der französische Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty, der Literaturnobelpreisträger J. M. Coetzee und der Philosoph Peter Singer haben sich indes für Gustavo Petro ausgesprochen. 200 weitere Intellektuelle, unter ihnen die Philosophen Arturo Escobar, Antonio Negri und Walter Mignolo haben ebenso einen Unterstützungsbrief für Petro und seine Vizepräsidentschaftskandidatin Ángela Robledo unterzeichnet. Auch der Lateinamerikanische Rat der Sozialwissenschaften (Clacso), kolumbianischen Gewerkschaften, 200 Filmemacher – unter ihnen Víctor Gaviria –, die Partei Demokratischer Pol (Polo Democrático), ein Teil der Liberalen und Journalisten, Juristen und Schauspieler haben in den letzten Tagen Colombia Humana den Rücken gestärkt.

Bei allen verfügbare Umfragen, die vor der Ankündigung von Betancourt, Mockus und López erstellt wurden, liegt Iván Duque vorn. Nach dem Umfrageinstitut Invamer kann er mit 57 Prozent und Petro 37 Prozent der Stimmen rechnen. Die Verhältnisse bei der Firma Guarumo liegen bei 53 Prozent zu 36 Prozent. Laut Dexteco und Celag würden 40 Prozent der Wähler für Petro und jeweils 46 und 45,5 Prozent für Duque stimmen.