#IndignateEcuador: Medien und Politiker ignorieren Massenprotest in Quito

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Anhänger von Ex-Präsident Rafael Correa in Quito, Ecuador
Anhänger von Ex-Präsident Rafael Correa in Quito, Ecuador

Quito. Eine Woche nach dem Besuch von US-Vizepräsident Mike Pence sind Tausende Ecuadorianer durch die Straßen der Hauptstadt Quito gezogen, um gegen die neoliberalen Reformen der amtierenden Regierung und die politischen Verfolgung von Ex-Präsident Rafael Correa zu protestieren.  Doch weder die Regierung von Präsident Lenín Moreno noch die großen Medien gingen auf die Forderungen der Demonstranten ein.

Viele Wähler der Regierungspartei Alianza País werden von dem Gefühl getrieben, verraten worden zu sein. Präsident Moreno hatte die politische Plattform, die ihm den Präsidentschaftssieg 2017 bescherte, in kürzester Zeit umgekrempelt und sich stattdessen mit der alten Elite des Landes zusammengetan. Auch Korruption werde nicht bekämpft, heißt es von den Kritikern, die zugleich eine zunehmende politische Verfolgung von Regierungskritikern beklagen. Unter anderem betrifft das Journalisten staatlicher Medien. Das jüngst eingeleitete Verfahren gegen Ex-Präsident Correa bringt für viele nun das Fass zum überlaufen.  

Unter dem Hashtag #IndignateEcuador (Empöre dich, Ecuador) riefen zivilgesellschaftliche Organisationen zum Protest gegen die abrupten Veränderungen im Land auf. Der Ruf verbreitete sich schnell auf Twitter und Facebook, worauf sich mehrere Tausend am vergangenen Donnerstag im historischen Stadtteil von Quito versammelten. Doch während die Polizei – gut vorbereitet – ihre Präsenz öffentlich zur Schau stellte und mehrere Straßen absperren ließ, wurde der Protest von den Medien und Politikern im Land weitgehend ignoriert.

Schon vor Beginn der Demonstrationen kam es zu Festnahmen durch die Polizei. Mindestens fünf Personen wurden für die Verbreitung von Informationen zu den Demonstrationen in Gewahrsam genommen, fünf weitere wurden während den weitgehend friedlichen Protesten verhaftet.

Regierungskritiker warfen privaten und öffentlichen Medien vor, die Teilnehmerzahl des Protests zu verfälschen. Nur der lateinamerikanische Nachrichtensender Telesur stellte mit eigenen Journalisten vor Ort eine Live-Übertragung zur Verfügung. El Telégrafo, eine staatseigene Tageszeitung mit Sitz in Guayaquil, gab die Teilnehmer mit nur 1.000 an, während El Comercio, eine Tageszeitung im privaten Besitz, die Proteste auf die Forderung nach einer Rücknahme des Haftbefehls für Ex-Präsident Correa reduzierte. Andere Kanäle und Zeitungen ignorierten die Demonstrationen gar komplett oder handelten sie in einer Kurzmeldung ab.