Boliviens Präsident Evo Morales solidarisiert sich mit Mesut Özil

kollage_oezil_morales.jpg

Für ein Fußball ohne Rassismus: Boliviens Präsident Evo Morales und Mezut Özil (Kollage)
Für ein Fußball ohne Rassismus: Boliviens Präsident Evo Morales und Mezut Özil (Kollage)

La Paz. Der Präsident von Bolivien, Evo Morales, hat sein Bedauern über "Akte rassistischer Diskriminierung und politischer Verfolgung" gegen den deutschen Fußballer Mesut Özil geäußert, der am vergangenen Sonntag seinen Rückzug aus der BRD-Nationalmannschaft erklärt hat.

Über den Kurznachrichtendienst Twitter drückte Morales "Solidarität mit unserem Bruder, dem Spieler mit türkischen Wurzeln" aus, der am vergangenen Sonntag seinen Entschluss zum Rückzug mit dem Rassismus und der Respeklosigkeit vor allem seitens des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Medien nach dem Aus der Nationalelf bei der Fußballweltmeisterschaft in Russland begründet hatte. Der Präsident, der selbst leidenschaftlicher Kicker ist, fügte in seinem Tweet hinzu, dass Fußball ein Sport der Integration sei und nicht mit Intoleranz oder Kriegsführung beschmutzt werden sollte.

Özil hatte in einer ausführlichen Stellungnahme unter anderem geschrieben: "Für DFB-Präsident Grindel und seine Unterstützer bin ich Deutscher, wenn wir gewinnen, aber ein Migrant, wenn wir verlieren." Er werde nicht länger für die deutsche Nationalmannschaft spielen, "da ich Rassismus und fehlenden Respekt spüre."

Der 1988 in Gelsenkirchen geborene Özil, der derzeit beim britischen FC Arsenal spielt und seit 2009 zur DFB-Elf gehörte, war in Medienberichten zuvor stets für "ausgefeilte Technik, präzise Pässe, Kampfgeist" gelobt und als "Magier" bezeichnet worden. Seit einer Begegnung am 13. Mai 2018 zusammen mit seinen Fußballkollegen Ilkay Gündoğan (ebenfalls DFB-Elf) und Cenk Tosun mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan in London wurde er massiv kritisiert und beschimpft ‒ anders als bei den drei Treffen vorher, wo die Spieler Erdogan auch eines ihrer Trikots übergeben und sich hatten ablichten lassen. Özil wurde in Medien unter anderem als "Marionette in Erdogans Spiel" bezeichnet und später sogar für das Ausscheiden der Nationalmannschaft in der Vorrunde der WM in Russland verantwortlich gemacht. Er selbst berichtet über "Hassmails, Drohanrufe am Telefon und Kommentare in sozialen Medien gegen mich und meine Familie".

Für ihn sei es bei einem Foto mit Erdogan nicht um Politik gegangen, sondern darum, "das höchste Amt des Landes meiner Familie zu respektieren", erklärte Özil in seiner Stellungnahme. Es habe keine Rolle gespielt, "wer der Präsident war, sondern dass es der Präsident war. Respekt vor einem politischen Amt zu haben, ist eine Auffassung, die sicher auch die Queen und Premierministerin Theresa May vertreten haben, als sie Erdogan in London ebenfalls getroffen haben. Ob es der türkische oder der deutsche Präsident gewesen wäre, meine Handlungen wären nicht anders gewesen". Seine türkischen Wurzeln würden nicht respektiert und seine Person von DFB-Funktionären "aus selbstsüchtigen Gründen für politische Propaganda" benutzt. "Dafür spiele ich nicht Fußball, und ich werde mich nicht zurücklehnen und in dieser Sache nichts tun. Rassismus darf niemals akzeptiert werden", so Özil abschließend.