128. während Militärdiktatur geraubter Enkel in Argentinien gefunden

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Die Großmütter vom Plaza de Mayo geben die Identifizierung des "Enkels 128" während einer Pressekonferenz bekannt
Die Großmütter vom Plaza de Mayo geben die Identifizierung des "Enkels 128" während einer Pressekonferenz bekannt

Buenos Aires. Die argentinische Menschenrechtsorganisation Großmütter vom Plaza de Mayo hat bestätigt, den 128. während der Militärdiktatur geraubten Enkel identifiziert und ausfindig gemacht zu haben. Das Ergebnis wurde mit einem Gentest bestätigt. Der mittlerweile 42-Jährige hat sich bereits mit seiner eigentlichen Familie getroffen.

Bei dem Mann handelt es sich um den Sohn der 1976 verschwundenen Rosario del Carmen Ramos. Diese war Mitglied der marxistischen Revolutionären Arbeiterpartei (Partido Revolucionario de los Trabajadores, PRT) gewesen und hatte bereits zwei Kinder, als sie 1976 während ihrer dritten Schwangerschaft festgenommen wurde. Sie wurde für mehrere Wochen gefangengehalten und anschließend freigelassen. Im Juni 1976 brachte sie ihren dritten Sohn Marcos zur Welt. Nur fünf Monate später, im November 1976, wurde sie erneut entführt. Eines ihrer Kinder hielt sich zu diesem Zeitpunkt beim Vater auf, die anderen beiden wurden mitgenommen und voneinander getrennt. Der Aufenthaltsort des älteren Sohnes Ismael blieb der Familie bekannt, während der gerade fünf Monate alte Marcos seitdem verschwunden ist.

1999 wandte sich Ismael schließlich an die Nationale Kommission für das Recht auf Identität und berichtete diesen vom Fall seines kleinen Bruders. 2013 wurde eine Anklage vor dem Entschädigungsfonds des Ministeriums für Justiz und Menschenrechte eingereicht, deren Gegenstand Informationen über den mutmaßlichen während der Militärdiktatur geraubten Sohn von Verschwundenen war und bei einer Familie aufwuchs, denen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen werden. Diese Daten wurden schließlich an eine Spezialeinheit für Fälle von Kindesentziehung während der argentinischen Militärdiktatur übergeben. Auf diesem Weg konnte Marcos, der freiwillig an einem Gentest teilnahm, identifiziert werden.

"Die Rückgabe von Marcos ist das Ergebnis von neuen Daten, zu denen wir früher niemals Zugang hatten", äußerten sich die Großmütter vom Plaza de Mayo in einer Erklärung, "jede Information, so unwichtig sie auch erscheint, kann genau das fehlende Puzzleteil sein". So könne "ein Teil der Geschichte unseres Landes geheilt werden, der noch immer weh tut."

Die Großmütter vom Plaza de Mayo sind die Großmütter der während der Diktatur in Gefangenenschaft geborenen und dann verschleppten Kinder. Seit 1977 sind sie auf der Suche nach mehr als 300 noch immer verschwundenen Enkelkindern.