Ecuador / Politik

Ecuadors Präsident erhebt erneut schwere Vorwürfe gegen Vorgänger Correa

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Bis vergangenes Jahr führten sie gemeinsam die Regierungsgeschäfte, nun sieht sich Rafael Correa heftigen Vorwürfen des heutigen Präsidenten Lenín Moreno ausgesetzt
Bis vergangenes Jahr führten sie gemeinsam die Regierungsgeschäfte, nun sieht sich Rafael Correa heftigen Vorwürfen des heutigen Präsidenten Lenín Moreno ausgesetzt

Quito. Der amtierende ecuadorianische Präsident, Lenín Moreno, versucht sich nun auch vermehrt vor einem breiten öffentlichen und internationalen Publikum von seinem Vorgänger Rafael Correa zu distanzieren, indem er ihn in verschiedenen Fernsehinterviews schwerer Vergehen beschuldigt. Vergangene Woche stellte er sich Fragen der kolumbianischen Sender Caracol und NTN24 und warf Correa unter anderem vor, den Drogenhandel im Grenzgebiet zu Kolumbien unterstützt und ein umfassendes Korruptionsnetzwerk aufgebaut zu haben. Zudem gab er sich einmal mehr völlig ahnungslos in Bezug auf diese Vorgänge, obwohl er selbst als Vizepräsident sechs Jahre mit Correa gearbeitet hatte.

"Es scheint, als ob es eine weit verbreitete Korruption gegeben hat", so Moreno. Er müsse eingestehen, damals selbst "keine ausreichende Sorgfalt an den Tag gelegt zu haben, um diesen Vorgängen auf den Grund zu gehen". Die heutigen Vorwürfe, die auch von ihm selbst verbreitet werden, seien für ihn "unangenehm", da er als Vizepräsident Teil der damaligen Regierung gewesen sei. Er könne sich heute nicht mehr erklären, wie ein ganzes politisches Bündnis von einer Person in diesem Maße in die Irre geführt werden konnte, wie es Correa seiner Meinung nach getan hat. Dieser habe "für die Öffentlichkeit anders gesprochen als er hinter geschlossenen Vorhängen gehandelt hat".

Außerdem habe es den Anschein, dass die vorherige Regierung ein "stilles Abkommen geschlossen hatte, damit Drogen im Norden Ecuadors frei zirkulieren können". Als er ins Amt kam und dies zu verhindern versuchte, "kam es umgehend zu Gewaltakten". Er könne zwar konkrete Absprachen der Regierung Correa mit Drogenkartellen aus Kolumbien nicht belegen, aber seiner Auffassung nach gebe es zumindest eindeutige Hinweise für eine Kooperation, "nicht notwendigerweise kommuniziert, aber still".

Derweil kommentiert Correa das Geschehen und die Vorwürfe von seinem Wohnsitz in Belgien aus relativ gelassen, wie er überhaupt in Bezug auf die ständig wiederkehrenden Anschuldigungen inklusive eines gegen ihn ausgestellten Haftbefehls wegen des Vorwurfs der Entführung des ehemaligen Abgeordneten Fernando Balda nicht aus der Ruhe zu bringen scheint. So zählt er über seinen Twitter-Account täglich eine Frist bis Ende August herunter, bis dahin seine Nachfolgeregierung Beweise für die Unterschlagung von 36,5 Milliarden US-Dollar aufgrund von systematischer und struktureller Korruption vorlegen wollte.

Er warte weiterhin auf jegliche Form eines Beweises für die Anschuldigungen gegen ihn als damaliger Regierungschef: "Die Farce ist so groß, dass der Hauptverantwortliche der Vorwürfe Moreno selbst ist, der einst zehn Jahre Teil der Revolution war." Auch auf die Offenlegung der Beweise für seine angeblichen "geheimen Konten" warte er noch immer.