Brasilien / Politik

Angriff auf rechtsextremen Kandidaten Bolsonaro in Brasilien

Anhänger der Militärdiktatur mit Messer verletzt. Tat offenbar nicht politisch motiviert. Tat könnte dem in Umfragen abgeschlagenen Rechten nutzen

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Pressefoto aus dem Krankenhaus: Bolsonaro könnte das Attentat nutzen
Pressefoto aus dem Krankenhaus: Bolsonaro könnte das Attentat nutzen

Brasília. In Brasilien ist der Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro bei einem Messerangriff während einer Wahlkampfveranstaltung schwer verletzt worden. Der ultrarechte Politiker wurde am Donnerstag im Bundesstaat Minas Gerais angegriffen, hieß es in Medien des südamerikanischen Landes. Nachdem zunächst berichtet wurde, Bolsonaro sei nur leicht verletzt, hieß es im Laufe des Tages, der Politiker habe wegen einer Bauchverletzung operiert werden müssen. Nach ersten Erkenntnissen hatte die Tat keinen politischen Hintergrund. Festgenommen wurde ein 40-jähriger Angreifer, der offenbar unter psychischen Problemen litt und angab, er sei "von Gott geschickt" worden.

Die Lage sei "bedauerlicherweise schlimmer, als wir dachten", schrieb Bolsonaros Sohn auf Twitter. Sein Vater habe viel Blut verloren und "fast tot das Krankenhaus" erreicht. Inzwischen meldete sich der Attackierte mit einem Video selbst zu Wort und dankte seinen Ersthelfern und Operateuren. Anhänger des Ultrarechten Politikers versammelten sich indes zu Mahnwachen.

Der Zwischenfall könnte dem Rechtsextremen Bolsonaro im Wahlkampf politisch nutzen. Nach wie vor liegt der inhaftierte ehemalige Präsident Luiz Inácio Lula da Silva mit weit über 30 Prozent in Führung, darf aber nach aktuellem Stand nicht antreten. Seine Anhänger, Juristen, Menschenrechtsorganisationen und internationale Beobachter sprechen von einem politisch motivierten Verfahren und sehen Da Silva als politischen Gefangenen. Bolsonaro liegt mit rund 19 Prozent weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz der Umfragen zur Präsidentschaftswahl im Oktober. Der ehemalige Militär ist ein Anhänger der faschistischen Militärdiktatur (1964-1985) und sorgte wiederholt durch rassistische, frauenfeindliche und homophobe Äußerungen für Proteste. Beim Amtsenthebungsverfahren gegen die letzte demokratisch gewählte Präsidentin des Landes, Dilma Rousseff, widmete er seine Stimme im Parlament öffentlich dem Militär, das Rousseff als politische Gefangene während der Diktatur gefoltert hatte.

Rousseff bekräftigte in einem Interview indes erneut, dass Lula da Silva Opfer politischer Verfolgung sei. Die Umfragen zeigten, dass die brasilianische Bevölkerung sich dessen bewusst sei, daher nehme die Unterstützung für den linksgerichteten Politiker täglich zu, so Rousseff nach einem Besuch bei Lula im Gefängnis in der Stadt Curitiba. "Ich war in vielen Orten in (dem Bundesstaat Minas Gerais) und konnte dort die Sympathien für Lula bezeugen", wird Rousseff vom lateinamerikanischen Fernsehsender Telesur zitiert.

Dabei nahm sie auch zum Attentat auf Bolsonaro Stellung und sprach von einem "bedauerlichen" Zwischenfall. "Wir dürfen den Hass nicht befördern", so Rousseff weiter: "Wer auch immer dafür verantwortlich ist, darf nicht ungestraft bleiben. So etwas darf in einem demokratischen Land nicht geschehen." Die Vorsitzende der linksgerichteten Arbeiterpartei von Lula und Rousseff, Gleisi Hoffmann, sprach von einer "bedauerlichen" Tat. Kein Gewaltakt dürfe akzeptiert werden, so Hoffmann: "Nichts rechtfertigt Gewalt". Die PT trete für einen friedlichen Wettstreit der Ideen ein.