Proteste nach massivem Angriff auf Studenten in Mexiko

Heftige Kritik von sozialen Organisationen und Menschenrechtsgruppen an Zwischenfall an Universität. Schlägertrupps hatten Studierende attackiert

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"#Es war der Staat. Trotz Morddrohungen werde ich die Tyrannei nicht akzeptieren. Ich verzeihe nicht. Ich vergesse nicht!". Studentin bei der Demonstration am 13. September 2018 in Mexiko-Stadt
"#Es war der Staat. Trotz Morddrohungen werde ich die Tyrannei nicht akzeptieren. Ich verzeihe nicht. Ich vergesse nicht!". Studentin bei der Demonstration am 13. September 2018 in Mexiko-Stadt

Mexiko-Stadt. In Mexiko-Stadt sind Ende der Woche mehr als 23.000 Gymnasiasten und Studierende der Nationalen Universität Mexikos (Unam) sowie anderer Hochschulen auf die Straße gegangen, um gegen politisch motivierte Angriffe von Schlägertrupps zu protestieren. Mit der Demonstration, die teilweise als Schweigemarsch stattfand, wandten sie sich gegen einen Angriff von Schlägertrupps, sogenannter Porros, auf Gymnasiasten auf dem Uni-Campus Anfang des Monats. Dabei waren drei Gymnasiasten schwer verletzt worden und mussten im Krankenhaus behandelt werden.

Die Demonstranten fordern von der Universitätsleitung die Festnahme und gerichtliche Verfolgung der Angreifer sowie der Hintermänner der Gewalttat und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Schlägertrupps. Sie verlangen auch mehr Sicherheit auf dem Uni-Campus. Dort werden Studenten und Gymnasiasten oft Opfer von Raubüberfällen. In manchen Universitäten sind Studierende und Schülerinnen und Schüler bereits ermordet worden. Die Universitätsleitungen sind in diesen Fällen meistens überfordert.

Der jüngste Mord ereignete sich am 21. August, als die 18-jährige Schülerin Miranda Mendoza vor dem Gelände ihres Gymnasiums entführt wurde. Ihre verbrannte Leiche wurde Tage später aufgefunden. 

Bereits vor dem Beginn des jüngsten Protests hatten sich die Eltern der 43 seit 2014 verschwundenen Lehramtsstudenten aus der südmexikanischen Ortschaft Ayotzinapa sowie Kommilitonen der Opfer mit den Studenten getroffen und ihnen ihre Solidarität erklärt.

Auch Mitglieder der sozialen Bewegung Atenco drückten in einem Kommuniqué ihre Solidarität aus. Sie vergleichen den Angriff vom 3. September mit den Geschehnissen vom 2. Oktober 1968, als ein Studentenprotest brutal von Polizei und Paramilitärs niedergeschlagen und hunderte Studenten erschossen wurden. Unter dem Moto "Ihr seid nicht allein!" schlossen sich die Atenco-Aktivisten der Demonstration an.

Weitere Solidaritätsbekundungen kamen von dem Indigenen Nationalen Rat (Consejo Nacional Indígena, CNI) und der Zapatistischen Armee für Nationale Befreiung (Ejército Zapatista de Liberación Nacional, EZLN). Im einen Kommuniqué prangerten sie an, dass "die Regierung jeder Art von Protest und Widerstand unterdrückt". Gleichzeitig appellierten sie an die Selbstorganisation der Bürgerinnen und Bürger: "Ihr habt uns gezeigt, dass durch den Widerstand von unten eine neue Macht für die Universität und für das Land entstehen kann."

Auch die Bewegung Wohnsiedlung Tlalpan erklärte sich in einem Video solidarisch mit den Studierenden. "Ihr habt uns und unsere Angehörigen aus den Trümmern rausgeholt. Ihr seid nicht allein". Auch Mitglieder dieser Gruppe nahmen an der Demonstration teil. In dieser Bewegung haben sich Bürger zusammengeschlossen, die bei dem verheerenden Erdbeben am 19. September 2017 ihre Häuser verloren haben. Auf Grund von Nachlässigkeit und Korruption der Regierung in Mexiko-Stadt gab es bis heute kaum Unterstützung beim Wiederaufbau und der Sanierung ihrer Häuser. Sie leben immer noch auf der Straße.

Auch in anderen Teilen des Landes kam es zu Protestaktionen gegen den Angriff vom 3. September. Schließlich sind auch Hochschulen in anderen Bundesländern von Gewalt und Unsicherheit betroffen.

Die Demonstration am Donnerstag in Mexiko-Stadt nahm die gleiche Route, die die Studenten vor 50 Jahren genommen hatten, als sie am 13. September 1968 gegen Angriffe von Schlägertrupps und der Polizei protestierten.

Bei einem Treffen mit den Opfern des Angriffs Anfang des Monats ist der Rektor der Unam, Enrique Graue Wiechers, auf die Forderungen der Studenten eingegangen. Dabei appellierte er an die Studenten, "zur akademischen Normalität zurückzukehren". 44 Universitäten und Hochschulen in Mexiko-Stadt sind gleich nach dem Angriff in einen 48-stündigen Streik getreten.