Mexiko / Menschenrechte

Acapulco bleibt Mexikos gefährlichste Stadt für Frauen

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Protest gegen Frauenmorde in Mexiko: "Frauen in Acapulco werden ermordet und niemand tut etwas"
Protest gegen Frauenmorde in Mexiko: "Frauen in Acapulco werden ermordet und niemand tut etwas"

Acapulco. Seit Beginn des Jahres sind im mexikanischen Bundesstaat Guerrero im Südwesten des Landes mehr als 200 Frauen ermordet worden, davon allein 160 in Acapulco de Juaréz. Die größte Stadt an der Pazifikküste galt lange Zeit als beliebtes Touristenziel. Bereits im Vorjahr zählte die Organisation der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen (UN-Frauen) in ihrem Bericht Acapulco mit 144 Feminiziden zu der gefährlichsten Stadt für Frauen in Mexiko.

Im Oktober wurden zwölf Frauen als vermisst gemeldet. Der Fall der 34-jährigen Lehrerin Itzel V. sorgte für besonders starkes Aufsehen. Nachdem die Mutter von drei Kindern tagelang als vermisst galt, fand man ihre Leiche erst neun Tage später auf einem verlassenen Grundstück, nur wenige Meter von dem Ort ihres Verschwindens entfernt. Passanten meldeten den Fund der Polizei. Die Angehörigen der Frau werfen den Behörden vor, sie hätten nicht nach dem Opfer gesucht.

Einige Tage zuvor wurde die Ärztin Reyna V. durch zehn Schüsse auf offener Straße niedergestreckt. In derselben Woche zeigten zudem fünf Studentinnen der Universidad Autónoma de Guerrero eine versuchte Entführung durch Unbekannte auf ihrem Heimweg an.

Familienangehörige und Frauenrechtsorganisationen riefen zu einer Demonstration auf und forderten Aufklärung sowie Gerechtigkeit für die ermordeten Frauen. Der Protest richtet sich vor allem gegen die Regierung und die ermittelnden Behörden. Die meisten Feminizide bleiben unbestraft, die Aufklärungsrate ist sehr niedrig.

Im Falle der erschossenen Ärztin Reyna V. präsentierte die Staatsanwaltschaft bereits einige Tage später drei Verdächtige, obwohl keine konkreten Beweise vorlagen und die Auswertung der Überwachungskameras des Tatorts bis dahin fehlten. Familie und Freunde des Opfers bezeichneten das Vorgehen als unglaubwürdig. Einer der Verdächtigen wurde kurze Zeit später verurteilt. Zuvor sagte er aus, dass er während seiner Haft gefoltert wurde.

Im Durchschnitt verzeichnet Lateinamerika zwölf Morde an Frauen täglich, davon sieben in Mexiko. Acapulco liegt mit 24 Feminiziden pro 100.000 Einwohnerinnen landesweit 5,5 Mal über der durchschnittlichen Mordrate. Obwohl die Regierung bereits den national eingeführten Schutzmechanismus gegen die geschlechterspezifische Gewalt an Frauen in der Region angeordnet hat, nimmt die Gewalt weiter zu, es herrscht nach wie vor eine hohe Straflosigkeit.