Bauern in Venezuela fordern Hilfe für Lebensmittelproduktion

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Bei der Demonstration in Táchira forderten Kleinbauernorganisationen mehr Unterstützung der Regierung
Bei der Demonstration in Táchira forderten Kleinbauernorganisationen mehr Unterstützung der Regierung

San Cristóbal, Venezuela. Mehr als tausend Kleinbauern haben bei einer Demonstration im venezolanischen Bundesstaat Táchira von Präsident Nicólas Maduro und seiner Regierung mehr Unterstützung für die Lebensmittelproduktion und einen verstärkten Schutz bei Landkonflikten gefordert. An der Protestaktion in der Hauptstadt des Grenzstaates zu Kolumbien nahmen Aktivisten der größten chavistischen Basisorganisation Revolutionäre Strömung Bolívar und Zamora (Corriente Revolucionaria Bolivar y Zamora, CRBZ), Bauernorganisationen und Vertreter von Kommunen aus Táchira sowie den benachbarten Bundesstaaten Apure, Barinas und Mérida teil.

Orlando Zambrano, einer der CRBZ-Sprecher und Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung, erklärte, die Situation im Land erfordere einen "Notfallplan für die Nahrungsmittelproduktion". Es sei zudem von zentraler Bedeutung, "eine Nationale Produktive Allianz zwischen Regierung und allen Kleinbauernorganisationen zu schaffen, die wissen, wie man produziert", sagte Zambrano weiter.

Der Demonstrationszug endete vor dem Regionalbüro des Nationalen Landinstitutes (INTI), wo eine Liste mit Vorschlägen und Forderungen an die Staatsfunktionäre übergeben wurde. Aura Gomez, eine der Sprecherinnen der Bewegung, verlas das Dokument vor der Behörde. "Die Verfassung garantiert die Einbeziehung von Kleinbauern in die Produktionsentwicklung des Landes. Wir sind hier, um zu fordern, dass auf dem Land die enstprechenden Bedingungen geschaffen werden, um diese Garantie zu erfüllen", heißt es darin.

Angestellte des INTI haben Berichten zufolge die Forderungen entgegengenommen und ihre Absicht bekundet, mit den Bauernorganisationen zusammenzuarbeiten. Eine Kommission von Sprechern der Kleinbauern und Führungsmitgliedern der CRBZ traf sich später mit staatlichen Vertretern im Regionalbüro des Ministeriums für Landwirtschaft und Ländereien, um weiter zu diskutieren.

Die Demonstration am vergangenen Dienstag war auch eine Reaktion auf erneute Angriffe auf Kleinbauern in dem südamerikanischen Land.

Am Tag zuvor war der Bauernaktivist Tomas Ribas nach einer Razzia auf dem umkämpften Grundstück Hato Garza in Barinas erschossen worden. Laut Zeugenaussagen sollen Angehörige der Nationalgarde daran beteiligt gewesen sein. Hato Garza besteht aus 14.000 Hektar ungenutztem Land, das Bauern in Übereinstimmung mit den Regelungen der Landreform besetzen wollten, um dort Lebensmittel zu produzieren.

Am 17. November berichteten Bauern einer Kommune im Bundestaat Lara, dass einer ihrer Anführer, Josué Medina, von der Spezialeinheit FAES (Fuerzas de Acciónes Especiales) der Nationalen Bolivarischen Polizei festgenommen wurde. Die Polizisten seien zusammen mit dem ehemaligen Besitzer eines Grundstücks gekommen, das vor zehn Jahren von Mitgliedern der Kommune übernommen und produktiv gemacht wurde. Medina kam nach einigen Stunden wieder frei.

Die Beendigung der staatlichen und paramilitärischen Gewalt ist eine der zentralen Forderungen der Bauernbewegung. Das Landgesetz von 2001 schafft die Rechtsgrundlage für Kleinbauern zur Übernahme von ungenutztem Land, um es zu bearbeiten. Bauernorganisationen klagen jedoch seit langem über fehlende Reaktionen oder sogar Feindseligkeiten seitens staatlicher Institutionen und Sicherheitskräften, wenn es um Landkonflikte geht.

Gezielte Morde an Kleinbauern haben in den vergangenen Monaten zugenommen. Am 31. Oktober wurden Luis Fajardo und Javier Aldana, Bauernführer und Mitglieder der Kommunistischen Partei, im Zusammenhang mit einem Landkonflikt in Sur del Lago im Bundesstaat Mérida erschossen.

Seit Beginn der Landreform vor 17 Jahren wurden mehr als 300 Bauernaktivisten ermordet. Die Täter und Hintermänner sind in fast allen Fällen bislang nicht ermittelt und festgenommen worden.