Bolivien / Politik

Evo Morales: Teile der katholischen Kirche "verraten Jesus Christus"

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Der bolivianische Präsident Evo Morales hat eine Programmatik für die Jahre bis zum 200-jährigen Staatsbestehen diskutiert
Der bolivianische Präsident Evo Morales hat eine Programmatik für die Jahre bis zum 200-jährigen Staatsbestehen diskutiert

La Paz. Boliviens Präsident Evo Morales hat die politische Allianz zwischen "einigen hohen Kirchenfunktionären"und rechtsgerichteten Oligarchen Lateinamerikas kritisiert. Offenbar gehe es bestimmten Kirchenvertretern in Bolivien darum, gegen die sozialistische Regierung des Landes vorzugehen. Es sei bedauerlich, "dass sich heute einige Anführer der katholischen Kirche wie zu Zeiten der Inquisition verhalten", so der linksgerichtete Politiker in einem Kommentar beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Ziel der Allianz zwischen Teilen der Kirche und mächtigen Wirtschaftsinteressen sei es, "uns von der politischen Ebene zu beseitigen", so Morales weiter. Mit ihrem Bündnis würden politisch rechtsgerichtete Kirchenvertreter "Jesus Christus verraten".

Der bolivianische Präsident reagierte mit seinen kritischen Äußerungen auf Stellungnahmen der Bolivianischen Bischofskonferenz, die eine erneute Kandidatur des amtierenden Präsidenten und seines Vize Álvaro García Linera kritisiert hatte. Die katholische Kirche soll nach Ansicht des indigenen Politikers von solchen einseitigen Stellungnahmen absehen und "im Dienste der Armen stehen". Morales weiter: "Christentum bedeutet Solidarität und Brüderlichkeit und nicht Diskriminierung oder Verfolgung."

In Bolivien ist es in dieser Woche zu gewalttätigen Ausschreitungen der Opposition gegen die erneute Kandidatur Morales’ gekommen. Die als Generalstreik deklarierten schweren Krawalle mit einem Todesopfer folgten auf die Entscheidung des Obersten Wahlgerichts (TSE), eine vierte Kandidatur des ersten indigenen Präsidenten des südamerikanischen Landes zuzulassen. Die Richter billigten die Bewerbungen von Morales und weiteren Bewerbern für Vorwahlen im kommenden Januar.

Die Opposition hält den Vorgang für verfassungswidrig. Laut Verfassung ist eine erneute Kandidatur von Morales im kommenden Jahr eigentlich nicht möglich. Auch hatte das Regierungslager Anfang 2016 eine Volksabstimmung verloren, um eine erneute Bewerbung des populären Amtsinhabers zu ermöglichen. Das Verfassungsgericht genehmigte Morales' Kandidatur dennoch und argumentierte unter Berufung auf die von Bolivien unterzeichnete Amerikanische Menschenrechtskonvention, das Recht zur Kandidatur für ein politisches Amt wiege stärker als die Verfassungsregeln.