Ex-Polizist in Chile: "Ich wurde zu Falschaussage gegen Mapuche gezwungen“

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Einer von zahllosen Einsätzen der Carabineros gegen die Mapuche-Gemeinde María Colipi Viuda de Maril in der Kommune Tirúa
Einer von zahllosen Einsätzen der Carabineros gegen die Mapuche-Gemeinde María Colipi Viuda de Maril in der Kommune Tirúa

Santiago. Der ehemalige Gefreite einer Spezialeinheit der Militärpolizei (Carabineros) in Chile, Manuel Colipán, hat öffentlich erklärt, dass er von seinen Vorgesetzten gezwungen worden sei, eine Falschaussage gegen eine Gemeinde der indigenen Mapuche zu machen.

Bei einem Einsatz gegen Mapuche im Rahmen eines Landkonfliktes war der 21-jährige Colipán am 16. Mai 2017 von einem Geschoss am Bein verletzt worden. Nach offiziellen Angaben seien es "Vermummte" gewesen, die die Carabineros angegriffen und Colipán verletzt hätten. Wie der Ex-Polizist nun erklärte, war es allerdings ein Gummigeschoss aus dem Gewehr eines Kollegen, das ihn am Bein getroffen hatte. Dabei habe es sich um einen Unfall gehandelt. "Sie haben mich gezwungen, eine Mapuche-Gemeinde zu beschuldigen", sagte Colipán am 21. Februar im Interview mit Radio Cooperativa. Der Sachverhalt des Vorgangs sei "verfälscht, und der Gemeinde María Colipi Viuda de Maril, in der der Einsatz stattfand, zu Unrecht die Schuld gegeben" worden, so der ehemalige Gefreite weiter.

Nach Colipáns Angaben wusste das Oberkommando, namentlich der General Eric Gajardo Vistoso über die Manipulation Bescheid. Nach dem Zwischenfall sei er unter Druck gesetzt worden, "freiwillig" aus der Institution auszuscheiden, was er dann nach fünf Jahren Dienst auch getan hatte.

Das staatliche Institut für Menschenrechte Chiles (INDH) hat indes bestätigt, dass in dem Fall eine Anzeige vorliegt. Der Regionalchef der Militärpolizei, Federico Aguirre, bezeichnete die "Vertuschung" als ein "äußerst schwerwiegendes Ereignis". Ein Militärstaatsanwalt sei eingesetzt worden, um die administrativen Verantwortlichkeiten zu klären und dem INDH einen Bericht vorzulegen.

Ähnliche Vorwürfe wurden schon in anderen Fällen gegen die Carabineros geäußert. Zuletzt beschuldigten die im Fall des getöteten Mapuche Camilo Catrillanca angeklagten Polizisten ihren Vorgesetzten, er habe sie gezwungen, Falschaussagen zu machen und Beweismittel zu vernichten.