Mord an Aktivistin Ferreira Silva: Großgrundbesitzer in Brasilien verhaftet

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"Unseren Toten, keine Minute des Schweigens, aber ein Leben des Kampfes! Dilma Ferreira lebt!" Kollage der Bewegung der von Staudammbauten Betroffenen auf Twitter
"Unseren Toten, keine Minute des Schweigens, aber ein Leben des Kampfes! Dilma Ferreira lebt!" Kollage der Bewegung der von Staudammbauten Betroffenen auf Twitter

Brasília/Aachen. Die Polizei hat einen lokalen Großgrundbesitzer im nördlichen brasilianischen Bundesstaat Pará festgenommen. Er wird verdächtigt, den Mord an der brasilianischen Aktivistin Dilma Ferreira Silva von der Bewegung der von Staudammbauten Betroffenen (Movimiento dos Atingidos por Barragens, MAB) angeordnet zu haben. Die 47-jährige, ihr Ehemann und ein Freund der Familie wurden am 22. März getötet. Zuvor sollen sie gefoltert worden sein.

Der Verdächtige war ein Nachbar der Getöteten, die in einer Siedlung der Agrarreform lebten. Lokale Medien berichten unter Berufung auf die Polizei, er habe gewollt, dass die Familien aus der Gegend verschwänden. Zudem soll er den Mord an drei seiner Angestellten angeordnet haben. Die Leichen der drei wurden am 24. März gefunden. Die Mitarbeiter hätten gegen schlechte Arbeitsbedingungen auf seiner Farm protestiert.

Zuvor hatte die MAB mehrfach die rasche Aufklärung des Mordes an der Aktivistin und die Bestrafung der Verantwortlichen gefordert. Ferreira Silva war regionale Koordinatorin der Bewegung im Bundesstaat Pará. Ende der 1970er Jahre, während des Baus des Staudamms Tucurui, gehörte sie zu den rund 30.000 Familien, die aufgrund des Projekts vertrieben wurden. Landesweit bekannt wurde die Aktivistin, als sie im Jahr 2011 der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff einen Gesetzentwurf zum Schutz von Personen vorlegte, die durch den Bau von Staudämmen geschädigt wurden.

Auch das deutsche katholische Hilfswerk Misereor verlangt "die sofortige und vollständige Aufklärung dieser Morde sowie mehr Schutz für jene, die sich für Menschenrechte und Mitwelt in Amazonien einsetzen", so Malte Reshöft, Leiter der Abteilung Lateinamerika von Miseror. Die MAB ist eine Partnerorganisation von Misereor . "Mit Trauer und Entsetzen" habe man den Mord an Ferreira Silva aufgenommen. In Brasilien seien in den vergangenen Jahren mehrfach Menschenrechtsaktivisten umgebracht worden und zudem Basisbewegungen wie die katholische Landpastorale, die Fachstelle für Indigene und die MAB konstant Bedrohungen ausgesetzt. 2016 war die MAB-Aktivistin Nilce de Souza Magalhaes in Rondonia ermordet worden, heißt es in einer Pressemitteilung der Organisation..

Die MAB unterstützt aktuell auch Menschen, die Opfer der Dammbrüche von Mariana (2015) und Brumadinho (2019) wurden.

In Brasilien gebe es etwa 2.200 Staudämme, durch deren Bau bislang etwa eine Million Menschen von ihrem Land vertrieben worden sind, beklagt Misereor.