Venezuela / Wirtschaft

Verhaftungen in Venezuela wegen Stromausfällen

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Venezuelas Minister für Kommunikation, Jorge Rodríguez, berichtete bei der Pressekonferenz am Montag über Ermittlungsergebnisse in Sachen Stromausfälle
Venezuelas Minister für Kommunikation, Jorge Rodríguez, berichtete bei der Pressekonferenz am Montag über Ermittlungsergebnisse in Sachen Stromausfälle

Caracas. In Venezuela sind diese Woche fünf Männer im Zusammenhang mit den wiederkehrenden Stromausfällen im März festgenommen worden. Wie Kommunikationsminister Jorge Rodríguez mitteilte, seien die Verhafteten mitverantwortlich für zwei Cyber-Angriffe auf das Generatorensystem des Wasserkraftwerks am Guri-Staudamm im Bundesstaat Bolívar am 7. und 9. März, die zu lang anhaltenden Blackouts in weiten Teilen des Landes führten. Das Kraftwerk deckt fast 80 Prozent des Bedarfs an elektrischer Energie in Venezuela ab.

Zudem seien 14 weitere Personen zur Fahndung ausgeschrieben worden, so Rodríguez. Einige hielten sich gegenwärtig in den USA, Kolumbien und Spanien auf und werden per Interpol-Haftbefehl gesucht.

Einer der Verhafteten ist Otoniel Ramos Sánchez. Er war bis vor zwei Jahren Direktor für Automatisierung, Technologie, Information und Telekommunikation bei einer der Tochtergesellschaften des staatlichen Elektrokonzerns Corpolec in Bolívar. Sánchez habe "seine Beteiligung am ersten Angriff auf das Versorgungssystem", am 7. März gestanden, die Anklage gegen ihn liege bereits vor. Er beantworte derzeit Fragen der Ermittlungsbehörden "und hat uns viele Informationen über seine Komplizen gegeben", sagte Rodríguez.

Ein weiterer Verdächtiger ist Jesus Landoni, der bis vor Kurzem als Sicherheitsexperte im Guri-Wasserkraftwerk tätig war. Gegen ihn sei ein internationaler Haftbefehl ergangen. Er habe Venezuela am 8. April verlassen und halte sich in den USA auf.

Bei einer Pressekonferenz beklagte Rodríguez fortwährende Angriffe auf das venezolanische Stromnetz. In den letzten zwei Jahren seien "über 50 Prozent der mehr als 500 Umspannwerke sabotiert worden", etwa durch absichtlich gelegte Brände, Sabotage der Transformatoren oder Diebstahl von Kupferkabeln. Im selben Zeitraum habe es über 280 durch Brandstiftung verursachte Waldbrände entlang des 35.000 Kilometer umfassenden Stromnetzes gegeben.

In den vergangenen Wochen haben sich die Probleme mit der Stromversorgung in Venezuela zugespitzt. Den fast landesweiten Stromausfall vom 7. März, der in gewissen Regionen bis zu fünf Tage dauerte, führte die Regierung auf einen Cyber-Angriff zurück. Dieser habe die Generatoren im größten Wasserkraftwerk des Landes lahmgelegt, was zum Zusammenbruch der Stromversorgung geführt habe. Den Behörden zufolge wurden die Angriffe von Standorten in den US-amerikanischen Städten Houston und Chicago aus gesteuert. Am 25. März kam es zu einem erneuten großen Stromausfall. Diesmal machte Präsident Nicolás Maduro einen Anschlag verantwortlich. Unbekannte hätten mit einem großkalibrigen Gewehr auf eine Transformatorenanlage des Guri-Kraftwerks geschossen, was eine Explosion und einen Brand auslöste.

Oppositionspolitiker beschuldigen indes immer wieder die Regierung, für den desolaten Zustand des Stromnetzes und die Blackouts verantwortlich zu sein. Das Stromnetz ist bereits seit einigen Jahren eine Schwachstelle der venezolanischen Infrastruktur. Ausbleibende Investitionen durch die staatliche Betreibergesellschaft, schlechte Instandhaltung, die Abwanderung von Fachkräften und Korruption bei Corpolec verschärfen die Probleme. Dazu kommt, dass wegen der US-Sanktionen gegen Venezuela der Import von Ersatzteilen nahezu unmöglich gemacht wird.