Kolumbien

Kolumbien: Militarisierung verschlimmert humanitäre Krise an der Grenze zu Venezuela

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Fudra 3 in der Region Catatumbo in Kolumbien
Fudra 3 in der Region Catatumbo in Kolumbien

Bogotá. Menschenrechtsorganisationen in Kolumbien haben vor einer Eskalation der Angriffe der Sicherheitskräfte gegen die Bevölkerung in der nordöstlichen Region Catatumbo an der Grenze zu Venezuela gewarnt. Illegale Festnahmen und ständige Drangsalierungen gegen Zivilisten durch die Sondereinheit Fudra 3 hätten die Kleinbauern der Region in große Angst versetzt, klagen Sprecher der lokalen Gemeinden. Dazu gehöre auch der Mord an Dimar Torres, einem ehemaligen Kämpfer der demobilisierten Farc-Guerilla, der vor seinem Tod schwer misshandelt und verstümmelt wurde.

Weitere Misshandlungen der letzten zwei Wochen, die die Menschenrechtsorganisationen in einer öffentlichen Erklärung aufzählen, sind der Beschuss der Fudra von drei unbewaffneten Bauernaktivisten sowie die illegale Festnahme einer Gruppe von Einheimischen, die am 25. April an landesweiten Protestaktionen teilnehmen wollten. Die Fudra führe seit März illegale Durchsuchungen durch und sorge mit vermummten Patrouillen für Verunsicherung und Angst.

Die Unterzeichner der öffentlichen Erklärung kritisieren außerdem, dass der Verteidigungsminister die Erschießung von Torres als Unfall präsentierte, der Folge eines Handgemenges zwischen dem Guerillero und einem Soldaten gewesen sei. Allerdings hatten Einwohner die Leiche des Ex-Kämpfers in einem Fudra-Camp neben einem frisch ausgehobenen Grab gefunden, nachdem die Soldaten vor Ort zunächst abgestritten hatten, Torres festgenommen zu haben. Die Einwohner werfen nun den Militärs den Versuch des Verschwindenlassens vor.

Der "schreckliche Mord" sei nur die Spitze des Eisbergs in der Region, sagte der Direktor der Stiftung Progresar Wilfredo Cañizares nach den Erklärungen des Verteidigungsministers. Seine Organisation wisse von Bedrohungen, Angriffen und dem Vorlegen falscher Beweise gegen Einwohner. Auch der Verband der kommunalen Bürgerbeauftragten von Catatumbo kritisiert die Militarisierung der Region heftig.

Die Region Catatumbo zeichnet sich durch eine starke Basisbewegung von Kleinbauern aus. Nach der Entwaffnung der Farc sind Armeen von Drogenhändlern eingedrungen. Auch die ELN-Guerilla ist seit Jahren präsent. Die Fudra 3 sei geschickt worden, um die illegalen bewaffneten Gruppen zu bekämpfen und "die Zivilbevölkerung zu beschützen", sagte der Oberbefehlshaber der Streitkräfte Alberto Mejía, als die 5.000 Mitglieder dieser Sondereinheit nach Catatumbo entsendet wurden.