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Odebrecht bestätigt Schmiergeld für Präsidenten und Politiker in Peru

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Metro in Lima, Peru: Auch hier soll Odebrecht geschmiert haben
Metro in Lima, Peru: Auch hier soll Odebrecht geschmiert haben

Lima. Der ehemalige Geschäftsführer des brasilianischen Baukonzerns Odebrecht in Peru, Jorge Barata, hat bei einer Anhörung in Curitiba, Brasilien, die Existenz eines sogenannten „Bau-Clubs“ (Club de la Construcción) bestätigt. Dabei handele es sich um ein Netzwerk aus mehr als 30 Organisationen und Unternehmen, zwischen denen es illegale Absprachen für die Vergabe von öffentlichen Bauprojekten in Peru gegeben hat. Während der Amtszeit des ehemaligen peruanischen Präsidenten Ollanta Humala (2011-2016) waren laut Barata illegale Konzessionen für mehr als 100 Bauprojekte vergeben worden.

Barata sagte außerdem aus, dass vom Odebrecht-Konzern Zahlungen an die peruanischen Ex-Präsidenten Humala und Pedro Pablo Kuczynski (2016-2018), an die frühere Bürgermeisterin von Lima, Susana Villarán, und an die frühere Präsidentschaftskandidatin Lourdes Flores Nano getätigt worden waren. Humala erhielt von Odebrecht demnach drei Millionen US-Dollar zur Finanzierung seines Wahlkampfs im Jahr 2011. Im selben Jahr erfolgte eine Zahlung in Höhe von 300.000 US-Dollar an die Unternehmerin Susana de la Puente, die für die Wahlkampagne von Kuczynski bestimmt waren. Villarán erhielt 2013 eine Zahlung von drei Millionen US-Dollar. Der Wahlkampf von Flores Nano war mit einer Summe zwischen 10.000 und 15.000 US-Dollar von Odebrecht unterstützt worden.

Auch der Verdacht gegen den peruanischen Ex-Präsidenten Alan García (1985-1990, 2006-2011), der sich vor zwei Wochen das Leben nahm, erhärte sich. Die peruanische Staatsanwaltschaft legte einen 44-seitigen Gerichtsbeschluss vor, demzufolge García ein weit verzweigtes, kriminelles Netzwerk angeführt haben soll, das den brasilianischen Odebrecht-Konzern bei der Vergabe von Aufträgen für staatliche Großbauprojekte begünstigte.

Vorgeworfen wird ihm die Leitung einer "kriminellen Organisation, deren Ziel es war, (…) in den Jahren 2006 bis 2011 eine Gruppe von brasilianischen und peruanischen Unternehmen gegen Erhalt von unrechtmäßigen finanziellen Vorteilen bei der Vergabe von wichtigen Infrastrukturprojekten zu begünstigen". Bei den erwähnten Projekten handelt es sich um den Bau des Metrosystems in Lima und den Bau der Straße "Carretera Interoceánica Sur".

Laut Staatsanwaltschaft sollen 4,8 Millionen US-Dollar von Odebrecht an Garcías kriminelles Netzwerk geflossen sein. Die Bestechungsgelder hatte García nicht persönlich erhalten, sondern sie waren an Dritte ausgezahlt worden. Zwei der Beteiligten, der ehemalige Staatssekretär Luis Nava Guibert und der ehemalige Vize-Direktor des staatlichen Erdölkonzerns Petroperu, Miguel Atala, befinden sich in diesem Zusammenhang in Haft.

Auch Garcías Verkehrsminister Enrique Cornejo wurde zu einer Haftstrafe von 36 Monaten verurteilt. Es soll in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2010 von der Firma Odebrecht 15.000 US-Dollar und zwei Fernsehgeräte im Wert von jeweils 8.000 peruanischen Soles (ca. 2.100 Euro) erhalten haben. Im Gegenzug erhielt Odebrecht den Auftrag für den Bau der Linie 1 des Metrosystems in Lima. Gegen weitere Ex-Funktionäre aus Garcías zweiter Amtszeit, Samir Atala Nemi, Luis Menacho, Oswaldo Plasencia und Raúl Torres, liegen ebenfalls Haftbefehle vor.

Am Tag seiner geplanten Verhaftung hatte sich der ehemalige Präsident selbst in den Kopf geschossen und erlag zwei Tage später seinen Verletzungen. In seinem Abschiedsbrief, den García vor seinem Suizid verfasst hatte, beteuerte er weiterhin seine Unschuld.