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Korruptionsfall um Vertreter der venezolanischen Opposition in Kolumbien

Korruptionsvorwürfe gegen Gesandte von Juan Guaidó in Kolumbien wegen Veruntreuung von Geldern. Behörden haben Verfahren eingeleitet

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Der selbsternannte venezolanische Interimspräsident, Juan Guaidó, mit einem seiner Vertrauten und Parteifreunde, Kevin Rojas. Ihnen wird Veruntreuung von Geldern in Kolumbien vorgeworfen
Der selbsternannte venezolanische Interimspräsident, Juan Guaidó, mit einem seiner Vertrauten und Parteifreunde, Kevin Rojas. Ihnen wird Veruntreuung von Geldern in Kolumbien vorgeworfen

Cúcuta/Caracas. Das US-amerikanische Newsportal Panam Post hat massive Vorwürfe wegen Korruption gegen Vertreter des venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó in Kolumbien erhoben. Zwei Mitglieder der Rechtspartei Voluntad Popular (Volkswille) hätten Gelder veruntreut, die als "humanitäre Hilfe" oder zur Unterstützung von desertierten venezolanischen Soldaten gedacht waren.

Guaidó, der sich im Januar selber zum "Interimspräsidenten" Venezuelas ausrief und unter anderem von den USA und Kolumbien als Staatschef anerkannt wird, hatte seine Parteifreunde Rossana Barrera und Kevin Rojas am 24. Februar zu Gesandten seiner "Regierung" in Kolumbien ernannt. Sie sollten sich insbesondere um "venezolanische Bürger, sowohl Militärangehörige als auch Zivilisten" kümmern, welche nach Kolumbien migrierten. Dabei hatte Guaidó in erster Linie desertierte Soldaten im Blick, die am 23. Februar während einer gescheiterten Aktion, bei der "humanitäre Hilfe" gegen den Willen von Venezuelas gewählter Regierung in Land gebracht werden sollte, nach Kolumbien übersetzten.

Barrera und Rojas ließen sich in der kolumbianischen Grenzstadt Cúcuta nieder. Sie sehen sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, mit gefälschten Rechnungen und vorgetäuschten Ausgaben zehntausende US-Dollar für sich abgezweigt oder zweckentfremdet zu haben. Panam Post schreibt von Besuchen in Diskotheken, Rechnungen über Tausend Dollar für Getränke und Essen, Einkäufe in teuren Kleiderläden in Bogotá und Cúcuta. Die beiden "Gesandten" hätten bei Guaidó zudem Ausgaben für die Unterbringung von venezolanischen Militärs in Hotels in Rechnung gestellt, die von der kolumbianischen Regierung und der Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen (UNHCR) bereits bezahlt wurden.

Des Weiteren hätten Barrera und Rojas im Namen der "Botschaft" Guaidós in Kolumbien ein Benefizessen veranstalten wollen, zu dem sie zahlreiche Diplomaten anderer Länder einluden. Erst nachdem der "Botschafter" der selbsternannten Regierung Guaidós in Bogotá, Humberto Calderón Berti, intervenierte, flog der Schwindel auf. "Barrera, die Gesandte Guaidós, begann ein regelrechtes Netzwerk aufzubauen, um Gelder zu unterschlagen, die für humanitäre Hilfe und den Unterhalt der Militärangehörigen in Cúcuta gedacht waren", schlussfolgert Panam Post.

Guaidó behauptete indes über den Kurznachrichtendienst Twitter, die "Delegation in Kolumbien" habe "die Situation der (venezolanischen) Militärs in dem Land sparsam und im Rahmen wirtschaftlicher Grenzen gehandhabt". Er forderte seinen "Botschafter" Calderón Berti auf, bei den zuständigen Stellen in Kolumbien die "notwendigen Untersuchungen" zu beantragen. Am Freitag verlangte auch der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Luis Almagro, eine Untersuchung der Vorwürfe. Almagro ist einer der vehementesten Unterstützer Guaidós auf internationaler Ebene.

Die kolumbianischen Behörden haben inzwischen ein Verfahren gegen Barrera und Rojas eingeleitet.

Ein weiterer kommunikativer Flop droht Guaidó wegen der sogenannten "humanitären Hilfslieferungen", die am 23. Februar in einer öffentlichkeitswirksamen Aktion über die venezolanische Grenze hätten geschafft werden sollen. Laut dem Bericht von Panam Post sind die Produkte - vor allem Nahrungsmittel - immer noch in Cúcuta gelagert, wobei rund 60 Prozent davon bereits verdorben seien.

Zudem präsentierte der Minister für Kommunikation, Jorge Rodríguez, am Montag angebliche weitere Beweise, die die Veruntreuung von Geldern durch die Opposition belegen sollen. Auf dem Telefon des im März inhaftierten engen Vertrauten Guaidós, Roberto Marrero, habe man Beweise für die Zweckentfremdung von auf ausländischen Konten eingezahlten staatlichen Geldern gefunden. Diese sollen mithilfe von Ländern, die sich mit der Opposition verbündet haben, wie den USA oder Brasilien, ausgezahlt und für etwaige paramilitärische Sabotageakte auf venezolanischem Staatsgebiet umgeleitet worden sein.