Bergbau in Ecuador: Räumung illegaler Siedlung, Unterstützung von Großkonzernen

Fast 2.500 staatliche Einsatzkräfte nehmen abgelegenes Dorf unter Kontrolle. Referendum gegen legale Förderung abgelehnt

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Polizisten überwachen die Räumung der illegalen Bergbausiedlung im Norden Ecuadors
Polizisten überwachen die Räumung der illegalen Bergbausiedlung im Norden Ecuadors

Quito. Einsatzkräfte der Polizei und des Militärs haben in der Provinz Imbabura im Norden Ecuadors ein Dorf geräumt, das in den letzten Jahren ohne Erlaubnis der Behörden errichtet worden war und in dessen Umfeld in großem Umfang illegale Bergbauaktivitäten stattgefunden haben sollen. Rund um das Dorf Buenos Aires im Kanton Uruquí sollen mehr als 12.000 Personen aus Ecuador, Kolumbien und Venezuela gearbeitet haben. Erst vergangene Woche hatte das Verfassungsgericht einen Referendumsantrag einstimmig abgelehnt, der den legalen Bergbau in Imbabura einschränken sollte.

Um die 1.200 Militärangehörige und 1.200 Polizisten waren am Dienstag in Begleitung von 40 Vertretern der Staatsanwaltschaft in die abgelegene Region um Buenos Aires gekommen. Sie begannen Siedlungen, die unter den Namen La Feria, La Visera oder aufgrund der provisorischen Errichtung einfach als "Plastikstadt" bekannt wurden, zu räumen. In weniger als zwei Jahren wurden Hotels, Restaurants, Bars und diverse Geschäfte errichtet, um die Arbeiter zu versorgen.

Präsident Lenín Moreno rief für die kommenden 60 Tage den Notstand aus, um nach und nach die illegalen Aktivitäten in den Griff zu bekommen. Die Innenministerin María Paula Romo erklärte auf einer Pressekonferenz im Beisein des Verteidigungsministers Oswaldo Jarrín, dass in dem Ort, der nicht über einen staatlich gebauten Zugangsweg verfügt, verschiedenste kriminelle Aktivitäten durchgeführt würden, darunter sexuelle Ausbeutung, Menschenhandel, Steuerhinterziehung und Geldwäsche.

Medien berichten zudem, dass die Polizei seit Anfang 2018 knapp 3.500 Tonnen Mineralien beschlagnahmt, 92 kriminelle Gruppen zerschlagen und 809 Personen verhaftet habe.

Der ecuadorianische Staat setzt zwar vermehrt auf den Bergbau als Einnahmequelle, jedoch unter eigener beziehungsweise der Regie internationaler Großkonzerne. Das Verfassungsgericht lehnte einen Referendumsantrag zum Bergbau einstimmig ab. Vier Gemeinden in den Provinzen Imbabura und Carchi hatten sich an das Gericht gewendet, um eine Vorabstellungnahme zur Verfassungsmäßigkeit der Volksabstimmung zu erhalten. Den Bewohnerinnen und Bewohnern von Lita, Carolina, Jijón/Caamaño und Goaltal sollte die Frage gestellt werden, ob sie grundsätzlich mit Bergbauaktivitäten in ihrer Region einverstanden sind.

Wie das Gericht in einer Presseerklärung mitteilte, entspreche die Anfrage jedoch formal nicht den erforderlichen Anforderungen an "Klarheit und Präzision". So fehle es an einer Kontextualisierung der Frage, zudem sei die Nichtbeeinflussung der Abstimmenden nicht sichergestellt. Damit wollten sich die Gemeinden gegen den Großbergbau wenden. Die Regierung plant, dass dort in Zukunft Kupfer, Gold und Silber im großen Stil abgebaut werden: Das Projekt Cascabel des australischen Unternehmens SolGold, derzeit noch in der Explorationsphase, spricht von einem Vorkommen von 10,9 Millionen Tonnen Kupfer und mehr als 23 Millionen Unzen Gold.

Nach Angaben des Energieministeriums versprechen die immensen Metallvorräte das Projekt zu einer der zehn größten Untertageminen weltweit zu machen. Cascabel "könnte die größte unterirdische Silber-, drittgrößte Gold und sechstgrößtes Kupfermine der Welt werden", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Der zuständige Minister für Energie und natürliche Ressourcen, Carlos Pérez, hatte mit weiteren Vertretern zuständiger Behörden vor einigen Wochen eine Informationsveranstaltung gemeinsam mit dem Firmenchef von SolGold, Jason Ward, abgehalten und dabei das große Interesse der Regierung an dem Projekt bekräftigt.