Viele Schwangerschaften im Jugendalter in Peru

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In Lima gingen im letzten Jahr Menschen auf die Straße, um gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu protestieren
In Lima gingen im letzten Jahr Menschen auf die Straße, um gegen die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu protestieren

Lima. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik (INEI) werden jeden Tag vier Mädchen unter 15 Jahren in Peru schwanger. 13,4 Prozent der 15- bis 19-Jährigen sind bereits Mutter oder in diesem Jahr das erste Mal schwanger geworden. Dies entspricht einem Anstieg von 0,7 Prozent im Vergleich zu 2016. Frauenrechtsorganisationen kritisieren fehlende Sexualerziehung und das Verbot von Abtreibungen.

So erklärt Rosa Elena Sudario Manrique von der katholischen Frauenrechtsorganisation "Katholikinnen für das Recht auf Entscheidung", dass 50 Prozent der Schwangerschaften von Minderjährigen nicht gewollt seien. Sie führt dies auf niedrige Kenntnisse über Verhütung und Familienplanung, dem fehlenden Zugang zu Verhütungsmitteln und die weit verbreitete sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen zurück.

Ungeachtet des Abtreibungsverbots gebe es mehr als 1.000 illegal durchgeführte Abtreibungen am Tag, so Sudario Manrique weiter. Diese stellen eine der Hauptursachen für die hohe Müttersterblichkeit in Peru dar: In 17,5 Prozent der Fälle lasse sich die Todesursache auf eine zuvor durchgeführte Abtreibung zurückführen, bei Minderjährigen seien es sogar 29 Prozent. Sudario Manrique verweist weiter darauf, dass die Zahlen möglicherweise noch deutlich höher liegen könnten, da Blutungen oder Infektionen als Todesursache separat erfasst würden. Diese könnten aber auch infolge von illegalen Abbrüchen auftreten und so nicht in die Statistik einfließen.

Zwar seien seit 2014 Abbrüche bei medizinischer Indikation legal, etwa wenn das Leben der Mutter durch die Fortsetzung der Schwangerschaft gefährdet sei, in der Praxis gebe es jedoch weiterhin viele strukturelle und kulturelle Barrieren, die dies verhinderten, so Sudario Manrique weiter.

Die Frauenrechtsaktivistin beschreibt ein gesellschaftliches Klima, das vom Vormarsch fundamentalistischer Gruppierungen, religiöser Lobby und der Verfolgung von Menschen- und Frauenrechtlerinnen geprägt sei. Als beispielhaft dafür sei die ultrakonservative soziale Bewegung "Con mis hijos no te metas" (Leg dich nicht mit meinen Kindern an) zu sehen: Diese mobilisiere massiv gegen die von der Regierung geplante Implementierung von Sexualerziehung im Schulunterricht, die unter anderem die Thematisierung von Homosexualität und Frauenrechten vorsah. Von den Mitgliedern der Bewegung wird dies als "Gender-Ideologie" aufgefasst, die das  Ziel habe, Familien zu zerstören. Auch wenn sie vorgeblich unabhängig von politischen und religiösen Strömungen sind, unterhalten sie engste Verbindungen zur katholischen Kirche und der rechtskonservativen Partei Fuerza Popular.