Frau in El Salvador vom Vorwurf der Kindstötung freigesprochen

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Evelyn Hernández (links) nach ihrer Freilassung im vergangenen Februar
Evelyn Hernández (links) nach ihrer Freilassung im vergangenen Februar

Ciudad Delgado, El Salvador. In El Salvador ist eine junge Frau nach einer Fehlgeburt vom Vorwurf der Kindstötung freigesprochen worden. Der 21-jährigen Evelyn Hernández war vorgeworfen worden, als 18-Jährige eine Abtreibung veranlasst zu haben. Dafür wurde sie erstinstanzlich zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Am vergangenen Montag wurde sie jetzt nach Abschluss eines Wiederaufnahmeverfahrens von einem Richter von allen Anklagen freigesprochen. Der Richter bestätigte, dass es nicht genügend Beweise für eine Verurteilung gebe, so das Verteidigungsteam von Hernández.

Im April 2016 war die Frau auf dem Boden ihres blutgetränkten Badezimmers gefunden worden. Sie wurde von ihrer Mutter und einem Nachbarn in eine lokale Notaufnahme in ihrer Heimatstadt El Carmen, etwa 40 Kilometer östlich der Hauptstadt, gebracht.

Ärzte, die sie untersuchten, sahen Anzeichen einer Geburt, aber kein Baby und meldeten den Fall den Behörden. Als die örtlichen Beamten fünf Stunden später in ihrem Haus ankamen, fanden sie das Neugeborene tot in einer Klärgrube.

Im Jahr 2017 wurde Hernández verurteilt und zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Staatsanwälte gingen damals davon aus, dass sie eine Abtreibung veranlasst und das Baby zum Sterben zurückgelassen habe.

Laut den medizinischen Gutachten gab es keinen Hinweis auf vorsätzlichen Mord. Das Kind war auf Grund von eingeatmeten Exkrementen gestorben, welchen es ausgesetzt war, weil es bei der Geburt in die Latrine gefallen war. Die Verteidigung legte nach dem Urteil Berufung ein und brachte den Prozess vor die höchste Strafkammer des Landes. Der Oberste Gerichtshof urteilte daraufhin im Oktober 2018, dass es keine Beweise für einen vorsätzlichen Mord gäbe, und annullierte das Urteil. Hernandez wurde dann im Februar freigelassen.

Am Ende des Wiederaufnahmeverfahrens am Freitag in Ciudad Delgado forderten Staatsanwälte das Gericht auf, eine noch längere Haftstrafe von 40 Jahren zu verhängen.

Hernández hatte immer ihre Unschuld beteuert und gesagt, dass sie nicht einmal wusste, dass sie bis zur Geburt schwanger war. Als sie letzten Monat mit Reportern sprach, sagte sie: "Hätte ich gewusst, dass ich schwanger bin, hätte ich mit Stolz und Freude auf das Baby gewartet."

Der Fall Hernandez hat das internationale Rampenlicht auf die Abtreibungsgesetze des Landes gelenkt, die zu den strengsten der Welt gehören.