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Gegen Homo-Ehe: Evangelikale aus USA verstärken Einfluss in Kuba

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Vorkämpferin für LGBTQ-Rechte in Kuba: Mariella Castro, hier bei einer Demo in Hamburg
Vorkämpferin für LGBTQ-Rechte in Kuba: Mariella Castro, hier bei einer Demo in Hamburg

Havanna. Nach einem Bericht des Online-Portals Vice haben in Kuba tätige evangelikale Gruppen maßgeblich dazu beigetragen, dass ein Vorschlag zur Legalisierung der Homo-Ehe nicht in die neue Verfassung des sozialistischen Karibikstaates aufgenommen wurde. Im Juli 2018 hatte die kubanische Nationalversammlung eine neue Verfassung vorgeschlagen, in der in Artikel 68 die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert werden sollte. Im Dezember des Jahres zog die Regierung die Änderung jedoch aus dem Entwurf zurück, vor allem wegen der starken Gegenreaktion der evangelischen Kirchen und Bedenken, dass der Zuspruch zur neuen Verfassung dadurch gering ausfallen könnte.

In dem Artikel wird nun beschrieben, mit welchen Mitteln und Aktivitäten US-amerikanische Evangelikale dazu beigetragen haben, die gleichgeschlechtliche Ehe in Kuba zu stoppen. Demnach haben die evangelische Kirche und evangelikale Glaubensgemeinschaften in Kuba politischen Einfluss erlangt und diesen zu Lasten der LGBTQ-Gemeinde genutzt.

In den letzten zehn Jahren ist die Gleichstellung der LGBTQ-Bevölkerung in Kuba stetig gestärkt worden. Es gab konkrete Fortschritte im Bereich der LGBTQ-Rechte, die hauptsächlich von Mariela Castro, der langjährigen Direktorin des Nationalen Zentrum für Sexualerziehung, (Centro Nacional de Educación Sexual, Cenesex), angeregt wurden. Bereits im Jahr 2008 hat die Regierung die Operation zur Geschlechtsangleichung im Rahmen des nationalen Gesundheitssystems kostenlos eingeführt, und im Jahr 2013 hat sie die Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund der sexuellen Orientierung verboten. Zuletzt aber verhinderten US-finanzierte Kirchen den jüngsten Schritt bei der Verfassungsreform.

"Sowohl die moralische als auch die finanzielle Unterstützung der evangelischen Konfessionen und Agenturen der USA war entscheidend für die Kampagne der kubanischen Evangelikalen gegen die Homo-Ehe", sagte Andrew Chesnut, Professor für Religionswissenschaft an der Virginia Commonwealth University.

Das Cuba Money Project aus den USA hatte kürzlich öffentlich gemacht, dass die Evangelische Christliche Humanitäre Hilfe für Kuba (ECHO Kuba) von 2009 bis 2017 rund 2,3 Milliarden US-Dollar von der US-Regierung erhalten hat. ECHO Kuba leitet Missionsreisen nach Kuba und stellt Ressourcen und Ausbildung für kubanische Kirchen zur Verfügung. Der Gründer, der in Miami lebende Teo Babún, stammt aus einer Familie kubanischer Exilanten und unterstützte 1961 die US-gestützte militärische Invasion in der Schweinebucht. Kürzlich gründeten sieben evangelikale Freikirchen eine eigene Splittergruppe, die Allianz der Evangelischen Kirchen Kubas (CIC), und verließen den Kubanischen Kirchenrat.