Bolivien / Umwelt

Brände in Bolivien noch nicht unter Kontrolle

Santa Cruz/Cochabamba. Die Brände im bolivianischen Regenwald halten an. Mehr als 1.600 Brandherde zählte die Naturschutzorganisation "Fondación de los Amigos de la Naturaleza" Anfang Oktober. Indigene Organisationen haben einen Protestmarsch gestartet und Präsident Evo Morales aufgefordert, den Notstand auszurufen.

Zwei Millionen Hektar Regenwald seien den Bränden bislang zum Opfer gefallen, berichtete die spanische Tageszeitung El País. Die Feuer breiten sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 4.000 Hektar pro Stunde aus. Der Wahlkampf für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die am 20. Oktober stattfinden, wurde für eine Woche ausgesetzt, mittlerweile aber wieder aufgenommen.

Die Proteste der Indigenen bringen deren Verzweiflung zum Ausdruck. "Dort wo ich herkomme, ist alles verbrannt. Ich weiß nicht, was ich tun soll", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Joaquín Orellana aus San Miguel, der sich an dem Protestmarsch beteiligte. In vielen Dörfern wurde die Ernten von Papaya und Maniok vernichtet. Ziel der Demonstration ist Santa Cruz de la Sierra, eine Stadt im Tiefland. Man fühle sich von der Regierung im Stich gelassen, so die Protestierenden. Die Region rund um Santa Cruz war nicht nur von den Bränden, sondern auch von einer Dürre betroffen, die in einigen Gegenden zur Rationierung des Wassers geführt hat. Er habe noch nie eine Katastrophe dieses Ausmaßes gesehen, sagte Miguel Crespo von "Probioma", einer Nichtregierungsorganisation. Es werde bis zu 200 Jahre dauern, bis der Wald sich erholt habe. Zuletzt hatten sich die Flammen auch der Metropole Santa Cruz genährt. Gebrannt hat es auch im Nationalpark in der Nähe von Cochabamba, dort werde es bis zu 30 Jahre dauern, bis die Schäden beseitigt seien, so Crespo.

Morales habe sich zunächst geweigert, den Notstand auszurufen, und sehr spät Löschflugzeuge aus dem Ausland angefordert, so seine Kritiker.

Umstritten ist, wer Schuld an den Bränden hat. Ein Dekret aus dem Jahr 2015 erlaubt es kleinen Grundbesitzern, bis zu 20 Hektar Wald abzuholzen. Die Großgrundbesitzer argumentieren nun, den kleineren Eigentümern fehle das Knowhow dazu, sie würden die Brände schüren. Der Gouverneur von Santa Cruz, Rubén Costas, ein Gegner der Regierung Morales, will deshalb neue Ansiedlungen verbieten.

Präsident Morales sprach vergangene Woche vor den Vereinten Nationen davon, dass man den Kampf gegen das Feuer gewinnen werde. 15 Millionen US-Dollar habe sein Land bislang dafür ausgegeben.

Hoffnung macht die Anfang Oktober einsetzende Regenzeit. Erste Schauer wurden mit Gebeten und Tänzen begrüßt.