Chile / Militär

Oberstes Gericht verurteilt 22 Ex-Agenten der Militärdiktatur in Chile

protestas_chile_1985.jpg

Die Aufarbeitung der Militärdiktatur in Chile ist vor allem von Betroffenen erkämpft worden
Die Aufarbeitung der Militärdiktatur in Chile ist vor allem von Betroffenen erkämpft worden

Santiago de Chile. Das oberste Gericht hat zum wiederholten Mal Miguel Krasnoff verurteilt, ehemals Teil des Geheimdienstes DINA, sowie die DINA-Agenten César Manríquez Bravo und Pedro Espinoza Bravo – alle jeweils zu zehn Jahren Haft. In der selben Sache wurden Alejandro Astudillo Adonis, Demóstenes Cárdenas Saavedra, Manuel Avendaño González, Nelson Paz Bustamante und José Aravena Ruiz zu jeweils fünf Jahren und einem Tag Haft verurteilt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Verurteilten an der Entführung und am gewaltsamen Verschwindenlassen von Zúñiga Tapia beteiligt waren. Zúñiga Tapia war das letzte Mal 1974 lebend gesehen worden, bevor er in das Folterzentrum "Cuatro Álamos" in der Hauptstadt Santiago gebracht wurde.

Im September 1974 war Héctor Zúñiga Tapia entführt worden. Er war Angehöriger der sozialrevolutionären Organisation MIR. Die MIR war vor der Militärdiktatur, die am 11. September 1973 mit einem blutigen Militärputsch begann, eine der radikaleren linken Kräfte, die das Projekt der Regierung Salvador Allendes unterstützten. Allende war 1970 zum Präsidenten gewählt worden und versuchte, Chile auf demokratischem Weg in den Sozialismus zu führen. Die MIR wurde seit Beginn der Militrdiktatur brutal verfolgt.

Das Verbrechen an Héctor Zúñiga Tapia war Teil der Militäraktion "Operation Colombo". Bei dieser waren vermutlich auf Befehl des Militärdiktators Augusto Pinochet 119 Oppositionelle von der DINA ermordet worden. Die Morde sollten dabei der MIR in die Schuhe geschoben werden. Im Fall von Zúñiga Tapia wurde behauptet, er sei in Argentinien zusammen mit 58 weiteren chilenischen Oppositionellen bei internen Streitigkeiten erschossen worden.

Im zivilrechtlichen Teil des Verfahrens wurde der chilenische Staat zur Zahlung von umgerechnet knapp 500.000 € an die Familienangehörigen von Zúñiga Tapia verurteilt.

Zeitgleich wurden die Verantwortlichen für die Entführung und das gewaltsame Verschwindenlassen von Bernardo de Castro López zu Haftstrafen verurteilt. Er war Mitglied der Sozialistischen Partei Chiles und am 14. September 1974 von der chilenischen Kriminalpolizei in seinem Haus verhaftet worden. Er wurde das letzte Mal im Oktober 1974 lebend gesehen. In diesem Fall wurden César Manríquez Bravo, Pedro Espinoza Bravo, Gerardo Urrich González, Manuel Carevic Cubillos und Raúl Iturriaga Neumann zu jeweils zehn Jahren Haft verurteilt. 14 weitere Ex-Agenten der DINA wurden zu fünf Jahren und einem Tag Haft verurteilt.