Hunger in Haiti breitet sich weiter aus

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Seit Wochen protestieren große Teile der Bevölkerung Haitis fast täglich gegen die Regierung
Seit Wochen protestieren große Teile der Bevölkerung Haitis fast täglich gegen die Regierung

Port-au-Prince. In Haiti hungern immer mehr Menschen. Darüber informierte unlängst die Welthungerhilfe gemeinsam mit zahlreichen weiteren Hilfsorganisationen. Aus einer neuen Studie der Vereinten Nationen geht hervor, dass sich die Ernährungslage extrem verschlechtert hat. 35 Prozent der Bevölkerung sind demnach auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. 3,7 Millionen Menschen benötigen Hilfe, davon sind eine Million in akuter Not. Diese Situation könne sich im nächsten Jahr weiter zuspitzen und dann mehr als vier Millionen Menschen betreffen. Auch die Ernährungsunsicherheit in den ländlichen Gebieten sei seit Dezember 2018 um 15 Prozent gestiegen.

Die Gründe für die desolate Lage im Land seien vielfältig, heißt es in einer Pressemitteilung der deutschen Hilfsorganisation: Steigende Rohstoffpreise, die Abwertung der lokalen Währung gegenüber dem US-Dollar, Korruption sowie die Verschlechterung der Sicherheitslage durch die Unruhen hätten den Zugang der ärmsten Haushalte zu Nahrungsmitteln stark eingeschränkt. Zudem hätten die Folgen des Klimawandels und eine anhaltende Dürre seit 2018 besonders die Landwirtschaft in dem Karibikstaat hart getroffen.

Die Welthungerhilfe fordert nun mehr Mittel für Haiti seitens der internationalen Staatengemeinschaft. "Dabei sollten lokale Produkte bei der Nahrungsmittelhilfe Vorrang haben, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Überwachungs- und Frühwarnsysteme müssen unterstützt werden, um künftige Krisen besser bewältigen zu können", so die Organisation.

Weitgehend ignoriert von der internationalen Öffentlichkeit haben die im September begonnenen Proteste gegen die Regierung von Präsident Jovenel Moïse sich zu einem landesweiten Aufstand ausgeweitet. Fast täglich gibt es Demonstrationen, Hauptstraßen sind mit Barrikaden blockiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten. Die Opposition bestehe aus der gesamten Bevölkerung, die Menschen "haben Hunger, sie können nicht leben, ihre Kinder gehen nicht zur Schule", erklärte der haitianische Rapper Izolan.

Geschäftliche Aktivitäten und das öffentliche Leben in der Hauptstadt Port-au-Prince sind nahezu vollständig zum Erliegen gekommen, Straßenblockaden behindern die Versorgung mit Wasser und den ohnehin knappen Nahrungsmitteln. Bei den Unruhen wurden laut UN-Menschenrechtsbüro mindestens 42 Menschen getötet und 86 verletzt.