Kolumbien erreichte auch 2019 Rekorde - bei Morden an Aktivisten

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Bericht der Organisation Front Line Defenders zur Lage der Menschenrechte
Bericht der Organisation Front Line Defenders zur Lage der Menschenrechte

Dublin/Bogotá. Die irische Nichtregierungsorganisation Front Line Defenders hat in ihrem Jahresbericht 2019 darauf hingewiesen, dass Lateinamerika auch im vergangenen Jahr erneut der gefährlichste Kontinent für Menschenrechtsaktivisten war. Hier wurden in Relation zu anderen Weltregionen die meisten Aktivisten getötet. Weltweit an einsamer Spitze steht dabei Kolumbien mit 106 ermordeten Menschenrechtsverteidigern. Es folgen Honduras mit 31 entsprechenden Fällen, Mexiko und Brasilien mit jeweils 23 Todesopfern, gefolgt von Guatemala mit 15 Morden. Staaten wie Venezuela, Uruguay, Paraguay, Nicaragua und Kuba werden in der Aufstellung nicht erwähnt.

In allen anderen Ländern Lateinamerikas starben zwischen ein bis drei Aktivisten. Die Statistik der irischen Organisation wirft mit Blick auf politischen Kampagnen durchaus Fragen auf, die im Namen der Menschenrechte etwa gegen die Regierungen von Venezuela, Nicaragua und Kuba geführt werden. Vor allem nach Darstellung der US-Regierung handelt es sich bei diesen Staaten um Brutstätten brutalster Verfolgungen. So sprach der inzwischen geschasste Ex-Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, John Bolton, mit Blick auf diese drei Staaten von der "Troika der Tyrannei". Ihnen entgegen stehen aus US-Sicht die als demokratisch bezeichneten Staaten der Region, die in der Statistik Front Line Defenders jedoch an der Spitze der Morde stehen. Das betrifft vor allem Kolumbien und Honduras.

Die Nichtregierungsorganisation weist auf das massive Konfliktpotential hin: "Im Oktober und November kam es zu einer Welle von Demonstrationen, die mit Polizeibrutalität, schwerwiegenden Einschränkungen und Angriffen auf die Vereinigungs- und Meinungsfreiheit sowie der Verhängung des Ausnahmezustands in Bolivien, Chile, Kolumbien und Ecuador beantwortet wurden." Während die Auslöser für jede dieser Protestbewegung unterschiedlich gewesen seien – genannt werden umstrittene Wahlen in Bolivien, eine Erhöhung der Kosten für öffentliche Verkehrsmittel in Chile, Korruption in Kolumbien und Kürzungen der Treibstoffsubventionen in Ecuador – hätten sich weite Teile der Bevölkerung an den Mobilisierungen beteiligt. "Im Laufe des Jahres 2019 wurden auch in Guatemala, Nicaragua und Honduras de facto, teilweise oder vollständig Ausnahme- bzw. Notstandszustände ausgerufen", so Front Line Defenders.