Deutschland rekrutiert Pflegepersonal aus Lateinamerika

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In ihren Ländern dringend gebraucht, von Deutschland angeworben: Pflegekräfte aus Lateinamerika (hier: Brasilien)
In ihren Ländern dringend gebraucht, von Deutschland angeworben: Pflegekräfte aus Lateinamerika (hier: Brasilien)

Berlin. Auch während der weltweiten Corona-Krise hält Deutschland an der Praxis fest, medizinische Fachkräfte aus anderen Ländern abzuwerben. Wie der zur ARD gehörende Auslandssender Deutsche Welle berichtet, wurden bis kurz vor der Schließung der deutschen Grenzen noch Pflegekräfte aus Argentinien und Brasilien eingeflogen, die nun Sprachunterricht erhalten und möglichst bald in Krankenhäusern eingesetzt werden sollen.

Seit Jahren schon setzt Deutschland auf die Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte, um dem eigenen Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken: Schätzungen zufolge fehlen in Deutschland rund 100.000 Pflegekräfte, davon allein 5.000 Intensivpfleger. Kamen die Pflegekräfte zunächst vorwiegend aus osteuropäischen Ländern und den Philippinen, werden sie zunehmend auch aus lateinamerikanischen Ländern abgeworben. Insbesondere Mexiko, Brasilien und Argentinien stehen aufgrund ihrer guten pflegerischen Ausbildung im Fokus der zahlreichen Agenturen, die sich um die Rekrutierung und Vermittlung von Pflegekräften bemühen. Im vergangenen September war Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eigens nach Mexiko gereist, um Pflegekräfte für Klinken und Heime anzuwerben.

Während Deutschland dem World Health Report 2019 zufolge trotz des viel zitierten Fachkräftemangels rund 132 Pflegekräfte pro 10.000 Einwohner aufweist, sieht das in den Herkunftsländern anders aus. In Brasilien kommen 97,1 Pflegekräfte auf 10.000 Einwohner, in Mexiko und Argentinien sind es mit 29 bzw. 25,8 Pflegekräften pro 10.000 Einwohnern noch einmal deutlich weniger.

Indes erhöhen sich in Brasilien und Argentinien die Fallzahlen der positiv auf das Coronavirus getesteten Patienten stetig weiter. In Brasilien stiegen die bestätigten Infektionen auf 3.477 Fälle, in Argentinien wurden inzwischen 690 nachgewiesen (Stand 28. März, 16:00 Uhr). Während Argentinien die Grenzen und Schulen geschlossen und Ausgangsbeschränkungen erlassen hat, gibt es in Brasilien lediglich einige Bundesstaaten, die Quarantäne-Maßnahmen angeordnet haben. Präsident Jair Bolsonaro hingegen hält wenig von derartigen Maßnahmen und bezeichnet die durch den neuartigen Virus verursachte Lungenkrankheit Covid-19 als "Grippchen". Derweil warnt Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta bereits vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems Ende April.