Kolumbien / Politik

Vizepräsidentin von Kolumbien im Geschäft mit einem Drogenhändler?

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Ein Bild aus besseren Zeiten: Präsident Iván Duque und seine Vize, Marta Lucía Ramírez feiern den Wahlsieg im Juni 2018
Ein Bild aus besseren Zeiten: Präsident Iván Duque und seine Vize, Marta Lucía Ramírez feiern den Wahlsieg im Juni 2018

Bogotá. Die Stiftung Insightcrime beschuldigt die kolumbianische Vizepräsidentin Martha Lucía Ramìrez und ihren Ehemann Álvaro Rincón, mit ihrer Firma Geschäfte mit dem mutmaßlichen Drogenhändler Guillermo León Acevedo Giraldo zu machen. Die Organisation mit Sitz in Washington und Medellín führt Analysen und Untersuchungen zum organisierten Verbrechen in Lateinamerika und der Karibik durch.

Konkret geht es um ein großes Bauvorhaben im Norden der Hauptstadt Bogotá. Hier war ACEM, die Firma von Guillermo Acevedo, zusammen mit dem Unternehmen Hitos Urbanos von Ramírez/Rincón an der Entwicklung des luxuriösen Bürogebäudes Torre 85 beteiligt.

Insightcrime schreibt in ihrem Bericht zudem, Ramírez habe sich dafür eingesetzt, dass das exklusive Gymnasium Nueva Granada in Bogotá die Töchter von Acevedo als Schülerinnen aufnahm. Das Gymnasium bestreitet die Vorwürfe. Auch Vizepräsidentin Ramírez betont, dass sie für Acevedos Töchter nie eine entsprechende Empfehlung abgegeben habe, sie kenne ihn gar nicht.

Die Firma Hitos Urbanos ihrerseits erklärte, dass die Beziehung zu Acevedo rein geschäftlicher Natur war und die heutige Vizepräsidentin als Ehefrau eines der Geschäftspartner keinerlei Kontakte zu dem mutmaßlichen Drogenhändler pflegte. Ramírez bestätigt dies und erklärte in einem Interview mit W-Radio, sie sei "eine Frau mit Charakter und integer". Es gehe nicht an, dass ihr Name "in den Dreck gezogen" werde, indem sie in Verbindung mit einer Person geracht wird, die sie nie gekannt habe. Es sei wichtig, dass entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden und Acevedo sich für seine Verbindungen mit dem Paramilitarismus und Drogenhandel vor der Justiz verantworten müsse.

Laut Insightcrime ist Guillermo Acevedo alias Memo Fantasma oder Sebastián Colmenares seit der Zeit von Pablo Escobar für seine Aktivitäten im Drogenhandel und auch als Besitzer des Unternehmens ACEM bekannt. Zur Zeit lebt er als wohlhabender Immobiliengeschäftsmann in Spanien ‒ unbehelligt von der kolumbianischen Justiz, obschon es überzeugende Beweise für von ihm begangene Straftaten gibt.

Für die Regierung von Präsident Iván Duque und deren Umfeld ist nicht nur der Fall Ramírez/Acevedo unangenehm: Zur Zeit laufen Ermittlungen über eine mögliche Verwicklung des kürzlich zurückgetretenen kolumbianischen Botschafters in Uruguay, Fernando Sanclemente, in Drogengeschäfte. Eine weitere Untersuchung ist gegen den früheren Präsidenten Álvaro Uribe wegen illegaler Finanzierungen und Stimmenkauf bei den Präsidentschaftswahlen 2018 im Gange (amerika21 berichtete).