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Honduras: Corona-Pandemie zeigt erneut prekäre Situation von Hausangestellten

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Noch mehr Arbeit, noch schlechtere Bedingungen in der Corona-Krise: Hausangestellte in Honduras
Noch mehr Arbeit, noch schlechtere Bedingungen in der Corona-Krise: Hausangestellte in Honduras

Tegucigalpa. Hausangestellte in Honduras sind von den Auswirkungen des Coronavirus besonders betroffen. Sie haben meist nur die Wahl zwischen dem Ausharren bei ihren Arbeitgebern unter extremen Bedingungen oder der Rückkehr zu ihren Familien ohne jegliches Einkommen.

Das mittelamerikanische Land hat am 16. März einen Ausnahmezustand ausgerufen und Ausgangssperren im ganzen Land verhängt, um dem neuartigen Virus SARS-CoV-2 zu begegnen. Dabei dürfen die Bürger einen Tag in der Woche das Haus verlassen, um einzukaufen, zur Bank zu gehen, oder ihr Auto zu betanken.

Dies wirkt sich stark auf die sowieso schon prekäre Situation von Hausangestellten aus. In Lateinamerika und der Karibik arbeiten in diesem Sektor zu 93 Prozent Frauen. In Honduras sind mehr als 100.000 der fast zehn Millionen Einwohner Hausangestellte, etwa 10.000 sind Mädchen und Frauen zwischen zehn und 22 Jahren. Die Bezahlung liegt im Durchschnitt bei 4.000 Lempira (rund 146 Euro) und damit weit unter dem Mindestlohn. Dadurch, dass die Arbeiterinnen meist informell angestellt sind, haben sie weniger Rechte als andere Arbeitnehmer. Sie müssen übermäßig viel arbeiten, werden niedrig entlohnt, oft diskriminiert und haben durch fehlende Bildungsmöglichkeiten keine Chance, ihrer Situation zu entkommen.

Die aktuelle Coronakrise verschärft dies noch einmal. Den Angestellten bleiben oft nur zwei Möglichkeiten: auf unbestimmte Zeit bei ihren Arbeitgebern zu bleiben oder zu ihrer Familie zurückzukehren, bis die Krise überstanden ist. Beide Optionen bergen erhebliche Nachteile und geschehen selten aus freiem Willen.

Berichte belegen, dass Hausangestellte um Erlaubnis bitten, nach ihren Familien zu sehen. Sie möchten sichergehen, dass sich die Familien an die Richtlinien halten, um eine Ansteckung zu vermeiden. Obwohl der Staat dies an einem Tag in der Woche erlaubt, wird es oft von den Arbeitgebern nicht gebilligt oder es wird mit Kündigung gedroht.

Viele Hausangestellte wurden auch einfach entlassen. Die Frauen sind jedoch unbedingt auf das Einkommen angewiesen. Die Ausgangssperre macht es ihnen unmöglich, ihre laufenden Kosten wie Miete oder Strom zu decken. Oft werden sie ohne Nahrung oder Geld in ihre Heimatdörfer zurückgeschickt.

Bleiben die Angestellten bei ihren Arbeitgebern, gibt es auch hier kein Recht auf einen geregelten Tagesablauf. In Zeiten der Krise berichten viele über ein erhöhtes Arbeitspensum ohne geregelte Ruhezeiten, geschweige denn freie Zeit am Wochenende. Laut Eda Luna, der Sprecherin des honduranischen Netzwerks der Hausangestellten, hat sich die Arbeit seit der Krise vervierfacht.

Um den Arbeiterinnen mehr Rechte zu ermöglichen, gab es vor einigen Jahren einen Gesetzentwurf, bis heute wurden aber nur acht der 47 Artikel gebilligt. Damit zeigt sich erneut, dass der Umgang mit den Maßnahmen gegen das Coronavirus eine Frage von Privilegien und gesellschaftlicher Klasse ist. Die Maßnahmen treffen diejenigen, die vorher schon über wenige oder keine Arbeitsrechte verfügt haben, umso härter ‒ und damit vor allem auch Frauen.