Kolumbien / Politik / Militär

Kolumbien: Duque ordnet Militarisierung der Grenze zu Brasilien an

twitter_ivanduque_12_05_20.jpg

Kabinettssitzung online
Auf Twitter veröffentlicht Präsident Iván Duque ein Foto von der virtuellen Kabinettssitzung am vergangenen Dienstag.

Bogotá/Leticia. Aufgrund der fortschreitenden Ausbreitung des Coronavirus im Departamento Amazonas im Süden Kolumbiens hat Präsident Iván Duque die Militarisierung der dortigen Grenze zu Brasilien angeordnet. Nach einem virtuellen Treffen mit seinem Kabinett, dem Gouverneur des Departamentos Amazonas, Jesús Galdino, und dem Bürgermeister der Grenzstadt Leticia, Jorge Luis Mendoza, erklärte Duque, dass damit die Einreise infizierter Personen unterbunden werden soll. Leticia ist laut Angaben des Nationalen Gesundheitsinstituts die Stadt mit der höchsten Infektionsrate pro Einwohner, Amazonas hat die höchste Infektionsrate aller Departamentos.

"Es wurde die Entscheidung getroffen, alle Grenzpunkte mit mehr Militärpräsenz zu versehen und die entsprechenden Kontrollen auszuüben, um zu verhindern, dass das Virus wegen des Grenzverkehrs importiert wird", so der Präsident. Die Entscheidung, die Schutzmaßnahmen zu verschärfen, sei auf Empfehlung des Gesundheitsministeriums getroffen worden. Weiterhin soll der Schwerpunkt auf der Anwendung von Schutzmasken und dem Social Distancing liegen.

Gründe für die hohen Anstiegszahlen sind laut Dr. Carlos Vargas, medizinischer Koordinator der Fundación Clínica Leticia, einerseits die direkte Nachbarschaft zu Brasilien und Peru, den beiden am stärksten vom Virus betroffenen Ländern in Lateinamerika. Andererseits ist die Situation Folge einer durchlässigen und schlecht bewachten Grenze. Außerdem, so kritisiert Vargas, seien die Ansteckungen der "schlechten Vorbereitung und Reaktion der Behörden und dem mangelnden Interesse der Bevölkerung, Sicherheitsmaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt zu ergreifen", geschuldet.

Geplante Maßnahmen sind die Ausweitung der Kapazität der Krankenhausversorgung mit neuen Notfalleinheiten durch die Nutzung der Hotelinfrastruktur sowie die Mobilisierung weiterer Ressourcen. Bereits am vergangenen Dienstag soll medizinisches Personal zusammen mit Mitarbeitern des Zivilschutzes in die Region entsendet worden sein.

Die Region Tres Fronteras oder Três Fronteiras (Drei Grenzen), wie das Grenzgebiet zwischen Kolumbien, Brasilien und Peru mit den drei Grenzstädten Leticia (Kolumbien), Tabatinga (Brasilien) und Santa Rosa (Peru) bezeichnet wird, zeichnet sich durch eine besondere lokale, soziale und wirtschaftliche Dynamik aus. So sind die Städte heute zusammengewachsen und die Bewohner können sich praktisch unabhängig von den Landesgrenzen hin und her bewegen.

Die Entscheidung löste folglich bei der lokalen Bevölkerung viel Kritik aus, da die neue Situation große Auswirkungen auf die lokale Ökonomie haben dürfte. Leticia läuft nun Gefahr, durch die Handels- und Marktversorgungsbeschränkungen anfälliger für eine Nahrungsmittelkrise zu sein, so die Befürchtung. Wirtschaftlich gesehen sei Tabatinga die Stadt in der Grenzregion, die den Handel aufrechterhalte, so Lycia Brasil, Forscherin am Institut Igarapé. Viele wünschten sich eine gemeinsame Strategie der drei Länder zur Bekämpfung von Covid-19 in der Region.