Kokainhandel: Whistleblower erheben schwere Vorwürfe gegen Armee von Kolumbien

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Seit sieben Jahren prangert die CIJP die Kooperation zwischen Militär und Drogenhandel an
Seit sieben Jahren prangert die CIJP die Kooperation zwischen Militär und Drogenhandel an

Bogotá. Whistleblower aus dem kolumbianischen Militär haben den Streitkräften des südamerikanischen Landes vorgeworfen, in den Drogenexport in der Región Bajo Cauca im Norden des Departamento Chocó beteiligt zu sein. Die Informanten wollen eine heimliche Flugpiste nahe einer kolumbianisch-panamaischen Militärbasis in Bajo Cauca ausfindig gemacht haben, über die Kokain mutmaßlich in die USA geflogen wird. Kolumbiens Militär bekäme Geld, um die Drogenladungen passieren zu lassen. Die Informationen stammen aus Berichten der militärischen Geheimoperation "Kommandostab", die zahlreichen Korruptionsfällen der Armee nachgespürt hat. Die Aufklärungsoperation wurde nach Amtsantritt von Präsident Iván Duque abgebrochen.

Die Flugpiste befinde sich auf den kollektiven Ländereien der afrokolumbianischen Gemeinden von Cacarica und Salaquí, die sich wie alle Gemeinden des Bajo Atrato für die Rückgabe geraubten Landes einsetzen. Verstärkt seit 2016 sind sie Opfer von Drangsalierungen und Morddrohungen durch die paramilitärischen "Gaitán-Selbstverteidigungsgruppen" (Autodefensas Gaitanistas de Colombia, AGC). Die AGC hat sich auf den gemeinschaftlichen Grundstücken der afrokolumbianischen und indigenen Gemeinden niedergelassen und ausgebreitet. Das Militär ist dabei systematisch untätig geblieben, wie die Ökumenische Menschenrechtsorganisation Justicia y Paz (CIJP) in den letzten Jahren mehrfach beklagt hat.

Die Zone des Bajo Atrato, woher Drogen mutmaßlich mit Unterstützung des Militärs exportiert werden, war 1997 Zentrum von Bombardierungen. Dort haben sich auch die ehemaligen paramilitärischen Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens (Autodefensas Unidas de Colombia, AUC) ausgebreitet, so die CIJP.

Die AUC hat die Gemeinden damals terrorisiert und vertrieben. Anschließend besetzten Großunternehmer die verlassenen Gebiete, um Mega-Agrarprojekte zu betreiben. Teile der Vertriebenen kehrten ab dem Jahr 2000 zurück und starteten einen politischen und juristischen Kampf für die Rückgabe ihrer kollektiven Ländereien. Sie traten ebenso für die Entmilitarisierung des Gebiets ein.

Dem widerrechtlichen Aufbau der kolumbianisch-panamaischen Militärbasis auf ihrem Territorium, die neben der Flugpiste liegt, sind die Gemeinden 2014 vergeblich entgegengetreten. Die CIJP vermerkt, dass sie seit sieben Jahren die Kooperation zwischen Militär und Drogenhandel anprangert. In der Zone passieren sowohl Ladungen von Chemikalien für die Herstellung von Drogen als auch mit Kokain beladene Laster die Kontrollpunkte des Militärs. Kokain wird ebenso auf Grundstücken geladen, die den afrokolumbianischen und indigenen Gemeinden von Pedeguita Mancilla, Curbaradó und Jiguamiandó gestohlen wurden, klagt die CIJP. Whistleblower des Militärs haben sogar versichert, dass die Armee seit vielen Jahren Drogen in ihren Lastern selbst transportiert.