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Kuba: Digitalisierung als Wachstumsmotor, mehr Autonomie für Software-Firmen

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Kuba reformiert seine IT-Industrie
Kuba reformiert seine IT-Industrie

Havanna. Staatliche IT-Firmen in Kuba erhalten künftig deutlich mehr Autonomie im Management, um die Softwareentwicklung auf Kuba in einen gewinnbringenden Exportzweig zu verwandeln. Dies berichtet das Nachrichtenportal Cubadebate. So sollen die Unternehmen mit kubanischen Hochschulen und ausländischen Firmen für die Entwicklung neuer Exportprodukte zusammenarbeiten und dabei 70 Prozent der Gewinne behalten dürfen. Auch Programmierer aus dem Privatsektor können jetzt unter Vertrag genommen werden.

Die 22 kubanischen Softwareschmieden sollen im Rahmen der neuen Regeln "größere Autonomie bei der Verteilung der Gewinne" sowie weitgehende Vertragsfreiheit erhalten. Die Gewinnsteuer wird für den Sektor von 35 auf 17,5 halbiert, außerdem müssen die Unternehmen keine Zölle mehr für den Import von Equipment bezahlen. Abgaben auf Verkäufe sollen für die nächsten drei Jahre entfallen. Das soll zu höheren Löhnen führen, um so eine langfristige Bindung der Angestellten zu erreichen. Nach den im Gesetz aufgelisteten Lohnskalen darf ein Betriebsdirektor umgerechnet rund 314 Euro, ein leitender Techniker bis zu 300 Euro pro Monat verdienen. Der aktuelle Durchschnittslohn im Staatssektor liegt nach der letzten Lohnreform vom Juni 2019 bei rund 37 Euro.

Im März wurde auf dem Campus von Havannas Informatikuniversität (UCI) der Grundstein für Kubas ersten Technologiepark für Softwareentwicklung gelegt, der demnächst eröffnen wird. Hier sollen zusammen mit ausländischen Unternehmen gemeinsame Projekte zur Entwicklung von Apps, Videospielen und anderen Softwareanwendungen entstehen, die neben Entwicklungen für den Binnenmarkt vor allem den Export von Software ankurbeln soll. Die Informatikuniversität mit ihren 5.000 Studienplätzen wurde im Jahr 2002 auf Initiative Fidel Castros gegründet. Viele ihrer Absolventen verdingen sich jedoch mangels attraktiver Arbeitsplätze bisher in anderen Bereichen der Wirtschaft oder sind ins Ausland abgewandert.

Mit der jetzigen Reform der IT-Industrie will Kuba seinen gut ausgebildeten Fachkräften bessere Möglichkeiten bieten und zugleich dem Staat neue Exporteinnahmen erschließen. Seit Mai dürfen Forschungseinrichtungen und Hochschulen auf Kuba eigene Bankkonten unterhalten, um mit anderen Akteuren in wirtschaftlichen Austausch treten zu können. Staatliche Softwareunternehmen, private IT-Kräfte und Investoren können damit jetzt gemeinsam neue Produkte "Made in Cuba" entwickeln und international vermarkten. Durch den breiteren und gezielten Transfer von Know-how aus dem Ausland versprechen sich die Kubaner zudem eine Beschleunigung der heimischen Digitalisierung.